mit Ulrich Irnich & Markus Kuckertz
Shownotes
Folge #78 des Digital Pacemaker Podcasts dreht sich um die Frage: Kann KI uns helfen, schneller nachhaltig zu werden?
Zu Gast ist Frieder Olfe, Head of Sustainable Tech bei TUI. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er an der Schnittstelle zwischen Technologie und Nachhaltigkeit – mit einem klaren Ziel: die eigene IT umweltfreundlicher zu machen und gleichzeitig mithilfe von Technologie die nachhaltige Transformation des gesamten Unternehmens voranzutreiben.
Mit ihm sprechen wir darüber, wie KI Nachhaltigkeitswissen im Unternehmen verfügbar macht, wie Green IT zum Geschäftstreiber wird und wie Daten und Haltung gemeinsam den Unterschied ausmachen.
Themen der Folge:
• KI holt das Nachhaltigkeitswissen aus den Köpfen der Experten – und macht es im Unternehmen verfügbar
• Green IT ist kein Nice-to-have mehr: Wie TUI Betrieb, Hardware und Mindset nachhaltig verändert
• Abfallanalyse mit KI: Wie smarte Systeme Lebensmittel retten und Buffets optimieren
• Nachhaltigkeitsdaten und ESG-Reporting: Wie KI Entscheidungsprozesse beschleunigt
• Von E-Learning zur Bewegung: Wie TUI Mitarbeitende für Green IT begeistert
Euer Feedback zur Folge und Vorschläge für Themen und Gäst:innen sind sehr willkommen! Vernetzt Euch und diskutiert mit:
- Frieder Olfe: https://www.linkedin.com/in/frieder-olfe-570ba7124/
- Ulrich Irnich: https://www.linkedin.com/in/ulrichirnich/
- Markus Kuckertz: https://www.linkedin.com/in/markuskuckertz/
© Digital Pacemaker Podcast 2025
Zusammenfassung
Im heutigen Podcast sprechen wir mit Frieder Olfe, dem Head of Sustainable Tech bei TUI, über die spannende Kombination von Künstlicher Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit. Frieder betont, wie wichtig es ist, den Carbon Footprint seiner IT zu messen, was als Game Changer für die Identifikation von Hotspots innerhalb des Unternehmens fungiert. Dies ermöglicht es den Abteilungen, gezielt an den richtigen Stellen anzusetzen und nachhaltige Veränderungen voranzutreiben. Wir erfahren, wie Frieder und sein Team die IT nicht nur umweltfreundlicher gestalten, sondern auch die gesamte Unternehmensstrategie hinsichtlich Nachhaltigkeit durch technologiegestützte Ansätze verbessern.
Im Verlauf des Gesprächs werden drei Thesen diskutiert, die hinter Frieder und seinem Team stehen: Erstens, KI kann das Nachhaltigkeitswissen der Experten schnell im gesamten Unternehmen verfügbar machen. Zweitens, Green IT ist kein Nice-to-have mehr, sondern ein essenzieller Bestandteil der Unternehmensstrategie. Und drittens, KI spielt eine entscheidende Rolle bei der Analyse von Abfall, um Lebensmittelverschwendung nicht nur zu reduzieren, sondern auch um Buffets in den Hotels zu optimieren.
Ulrich Irnich bringt spannende Beispiele ein, wie KI über Large Language Modelle dazu beiträgt, Software effizienter zu gestalten und Betriebe mit intelligenten Lösungen zu unterstützen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Implementierung von KI in den Hotelküchen von TUI, wo Abfälle gewogen und fotografiert werden, um essenzielle Daten darüber zu erhalten, wie viele Lebensmittel üblicherweise weggeworfen werden. Die Analyse dieser Daten ermöglicht es den Hotels, Buffetangebote gezielt anzupassen und dadurch signifikante Einsparungen zu erzielen – sowohl finanziell als auch ökologisch.
Wir hören auch von Frieder, dass die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen essenziell ist, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Der Einsatz von KI in Kombination mit einem transparenten Stakeholder-Management und einem nachhaltigen Mindset im Unternehmen zeigt, wie moderne Technologien innovative Lösungen hervorbringen können. Es wird deutlich, dass das Engagement für eine nachhaltige Zukunft stark von der Verfügbarkeit und Qualität von Daten abhängt.
Abschließend betont Frieder die Wichtigkeit, andere Stakeholder ins Boot zu holen und den vertrauten Umgang mit diesen neuen Technologien zu fördern. Sein Ansatz, eine starke interne Schulung zur Sensibilisierung für nachhaltige Technologien einzuführen, zeigt, dass Aufklärung ein Schlüssel zum Erfolg in dieser digitalen Transformation ist. Das Gespräch mit Frieder Olfe bietet eine inspirierende Perspektive darauf, wie Unternehmen Technologie und Nachhaltigkeit kombinieren können, um einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen und gleichzeitig betriebliche Effizienz zu steigern.
Transkript
Frieder Olfe:[0:00] Wir haben tatsächlich erst mal den Carbon Footprint gemessen. Für unsere eigene IT war das wirklich der Game Changer, würde ich sagen, weil man kommt in Kontakt mit den Abteilungen, identifiziert die Hotspots und weiß dann gleich, wo man eigentlich dann auch ansetzen muss.
Music:[0:13] Music
Markus Kuckertz:[0:28] Ihr hört den Digital Pacemaker Podcast mit Uli Irnig und mit mir Markus Kuckers. Lieber Uli, hallo.
Ulrich Irnich:[0:34] Hallo lieber Markus.
Markus Kuckertz:[0:36] Wir reden heute über das Thema Nachhaltigkeit in Kombination mit KI. Das sind zwei Themen, die ich sehr, sehr toll finde. und unser heutiger Gast ist Frieda Olfe. Frieda arbeitet bei TUI als Head of Sustainable Tech an der Schnittstelle zwischen Technologie und Nachhaltigkeit. Er und sein Team haben einen spannenden Doppeljob. Sie machen die IT selbst umweltfreundlicher und nutzen gleichzeitig Technologie, um das gesamte Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Vor seiner Zeit bei TUI war Frieda als Berater für nachhaltige Finanzen sowie an der WHU Otto Beisheim School of Management tätig. Frieda hat einen Masterabschluss in nachhaltigem Unternehmensmanagement. Lieber Frieda, schön, dass du heute bei uns bist.
Frieder Olfe:[1:13] Hallo, vielen Dank für die Einladung.
Markus Kuckertz:[1:14] Wir widmen uns heute einem spannenden Thema, nämlich kann KI uns dabei helfen, schneller nachhaltig zu werden? Und vor allem, wie sieht das in der Praxis aus? Und Frieda, wir haben uns vorher mit dir beschäftigt und haben drei Thesen vorbereitet. Du sagst, KI holt das Nachhaltigkeitswissen aus den Köpfen der Experten und macht das im gesamten Unternehmen schnell verfügbar. Dann sagst du, Green IT ist kein Nice-to-have mehr. Betrieb, Hardware und Mindset können heute zu Geschäftstreibern werden. Und zu guter Letzt sagst du, KI analysiert Abfallreste und rettet so nicht nur Lebensmittel, sondern optimiert auch Buffets. Uli, hast du ein schönes Praxisbeispiel für uns, wie künstliche Intelligenz uns beim Thema Nachhaltigkeit helfen kann?
Ulrich Irnich:[1:56] Ja, habe ich, weil gerade jetzt, wo alle ja so total on Hype sind, was Large Language Modelle angeht, also alles, was so Chat, GPT und Co. angeht,
Ulrich Irnich:[2:05] Und das ist ja eigentlich so mein Herzensthema. Wie kriege ich denn den IT-Developern beigebracht, dass diese Software-Sprache besser ist für Nachhaltigkeit als eine andere? So, und bei Large-Language-Modellen hast du natürlich einen großen Vorteil. Du kannst relativ schnell Code übersetzen lassen in eine andere Sprache. Und das macht es natürlich dann auch sehr praxisnah, zu sagen, okay, wenn ich jetzt wirklich darauf setze und mein, ich sage mal, vielleicht mein Code, der schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, auf andere Sprachen zu übersetzen, brauche ich halt nicht mehr lange da irgendwie vor mich hin koden, sondern kann halt im Prinzip KI nutzen, um das hinzubekommen. Das ist ein Beispiel. Und das Zweite, was mir immer ganz am Herzen liegt, ist halt,
Ulrich Irnich:[2:47] Gerade wenn du bei den großen Telcos unterwegs bist, die ja Netzwerke haben, ja, und Riesennetzwerke, tatsächlich verbrauchgesteuert deine Netzwerke zu steuern, ja. Also das heißt, nachts, wenn alle, fast alle Menschen schlafen, brauchst du nicht mehr dein gesamtes Mobilfunknetz in voller Power und in der ganzen Bandbreite, sondern du fährst halt über Nacht runter und fährst es wieder hoch mit den Bewegungsströmen, die im Prinzip durch deinen Mobilfunk und dein Signal logischerweise ausgelöst werden. Und damit sparen die Provider im Prinzip über Nacht 30 bis 40 Prozent des Energieverbrauchs. Und das ist für mich so ein wirkliches Beispiel, was nachhaltig ist und halt auch zeigt, weil du hast halt nicht mehr in den Lotsen stehen, und die Leute sitzen, die halt gucken, dass die Kapazität vom Netz stimmt und das rauf und runter fährt, weil das ist ja schon einiges, was dahinter steckt, sondern es wird im Prinzip automatisch durch einen Algorithmus quasi rauf und runter gefahren. Und das ist halt, muss ich dann ehrlich sagen, fantastisch.
Ulrich Irnich:[3:43] So, lieber Frieder, bevor wir jetzt in die KI-Welt eintauchen, du merkst, ich bin da schon sehr, sehr passioniert mit dem Thema unterwegs, haben wir gesehen, dass ich auch bei der Peer School for Sustainable Development engagiere. Und die erste Frage, die natürlich da hochkommt, ist, was steckt denn eigentlich dahinter? Und warum ist dir das so wichtig?
Frieder Olfe:[4:02] Ja, damit können wir gerne anfangen. Die Peer School ist ein loses Netzwerk aus NachhaltigkeitsmanagerInnen und Managern quer über Deutschland. Ich glaube, ein paar andere Länder, Deutschsprachländer, haben wir auch mittlerweile dabei. Kann man sich vorstellen wie ein Berufsverband in cool und locker, also in privat. Alle Menschen darin sind als Privatperson da drin. Der Job kann wechseln, gerade im Nachhaltigkeitsmanagement ist ja viel Bewegung drin. Also wir haben immer wieder auch Leute, die Jobs wechseln, aber man bleibt eigentlich so in der Peer School und kann sich dort sehr, sehr offen austauschen. Man muss sich vorstellen, dass viele Nachhaltigkeitsmanager-Jobs gerade auch in den letzten Jahren erst entstanden sind. Im Mittelstand ganz, ganz oft ist man da allein auf weiter Flur und da sind viele Probleme gleich und ähnlich. Und wie rede ich mit meinem CFO oder CEO? Wie implementiere ich ein Umweltmanagement-System? Wie mache ich meine erste Wesentlichkeitsanalyse? Da kann man sich sehr, sehr viel gegenseitig helfen und das machen wir. Und es ist ein sehr gut funktionierendes dezentrales Netzwerk, das ich jetzt seit ungefähr anderthalb Jahren auch im Vorstand unterstützen darf, ehrenamtlich.
Markus Kuckertz:[5:04] Wie bist du darauf gekommen?
Ulrich Irnich:[5:06] Hat das Netzwerk dich gefunden oder hast du das Netzwerk gefunden?
Frieder Olfe:[5:08] Ja, das ist ja dann doch noch eine relativ kleine Szene und dann bekommt man, das ist ein ganz bekanntes Netzwerk neben vielen anderen großen auch, joint global compact und e-consens und so weiter gab es das eben auch und irgendwann habe ich mich dann entschieden, da rein zu wechseln.
Frieder Olfe:[5:24] Genau, das kennt man dann so in der Nachhaltigkeitsszene, glaube ich, ganz gut.
Markus Kuckertz:[5:27] Lass uns zum ersten Themenblock kommen, nämlich KI holt das Nachhaltigkeitswissen aus den Köpfen der Experten. Frieda, für die Steuerung der nachhaltigen Transformation ist die Verfügbarkeit von guten Sustainability- und ESG-Daten eine sehr wichtige Voraussetzung. Bevor wir auf die Rolle der KI eingehen, wie gestaltet ihr die Ermittlungen und das Reporting dieser Daten und welche Hilfsmittel setzt ihr für diesen Prozess ein?
Frieder Olfe:[5:50] Genau, ESG-Daten natürlich ist ein Riesenthema bei uns, was eine TUI schon seit vielen, vielen Jahren macht und dann auch in so verschiedenen, sag ich mal, Entwicklungsstufen. Ja, das war sicherlich am Anfang irgendwie so eine Personalunion, eine Person, die angefangen hat, die ersten Daten zu erheben und dann irgendwann unter Einsatz von Excel und später mit eingeführter Software und dann muss man irgendwann auch mal diese Software mit anderen Software verbinden, um die Daten fließen zu lassen. Das ist so eine Entwicklungsstufe, wo wir auch mit der Schaffung unserer Abteilung hier mehr und mehr auch von der IT-Seite das ganze Thema unterstützen. Und das ist natürlich, sag ich mal, eine Mammutaufgabe, wie in vielen anderen Unternehmen auch. Also allein, sag ich mal, das wichtigste und größte Thema, der CO2-Fußabdruckner TUI, der gliedert sich ganz schön auf. Da kann man schon sich ganz schön lange mit beschäftigen, den über alle Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe und Hotels hinweg zu ermitteln und dann haben wir natürlich noch viele andere Datenpunkte nebenbei zu erfassen. Das heißt.
Frieder Olfe:[6:49] Meine Wahrnehmung ist, es muss so auch mit dem regulatorischen Druck, findet gerade so in den Unternehmen so ein Professionalisierungsdruck statt, ähnlich wie man das in den Finanzdaten über 20, 30 Jahre gesehen hat. Das soll jetzt mit CSRD und Omnibus in allem irgendwie in zwei Jahren passieren und da sind wir natürlich dran. Wir haben eine ESG-Software, die von unseren Business-Kollegen genutzt wird, um eben die Reporting-Daten zu erheben und nach extern zu liefern. Ein Riesenthema für uns ist gerade auch, das wieder in operationale Dashboards intern reinzubekommen, dass das wirklich in Business-Entscheidungen auch übersetzt werden kann. Das ist ein großes Thema bei uns. Und genau, das ist auch viel Handarbeit, auch weil Auditoren natürlich da auch gerne sehen wollen, wie diese Daten entstehen und wie die valider erhoben werden oder zumindest geschätzt werden. Genau, also das erstmal so ohne KI.
Markus Kuckertz:[7:43] Ja, und dann kam ja irgendwann die Erkenntnis, Moment mal, so geht es nicht weiter. Wir brauchen jetzt Unterstützung von künstlicher Intelligenz. Was war denn da der konkrete Auslöser oder ja vielleicht sogar die besonders frustrierende Situation? Wie seid ihr das Thema angegangen?
Frieder Olfe:[7:59] Also ich würde zwei Meinungen zu ESG und KI. Ich würde sagen, der klassische Datenpunkt, bin ich immer noch sehr, sehr skeptisch, ob die KI da wirklich der Heilsbringer ist, weil ich immer noch
Frieder Olfe:[8:11] das Gefühl habe, dass die Datenqualität auch noch nicht ausreichend ist. Also es wird ja oft so als Heilsbringer für Tonne Schätzungen gebracht. Da bin ich wirklich skeptisch, weil das ist nicht unbedingt das, was Auditoren sehen wollen. Also gerade wenn es um reine KPIs, Datenpunkte geht, gerade bin ich noch sehr, sehr skeptisch. Mein LinkedIn-Postfach ist voll von Anbietern, die behaupten, sie hätten da eine gute Lösung für mich. Ich habe noch keine gefunden. Aber ….
Frieder Olfe:[8:38] Wofür wir das nehmen, und das kann ja auch im weitesten Sinne ESG sein, sind, sag ich mal, lose ESG-Informationen, die sehr, sehr viel in unserem Unternehmen existieren. Und insbesondere, wenn wir über Themen wie Investoren anfragen, die stark zunehmen, die von uns bestimmte Informationen haben wollen, wie Klimatransitionspläne oder wissen wollen, ob wir eine Diversity-Strategie haben und wie da unsere Ziele sind, Wie wir zum Thema Circular Economy oder Biodiversität stehen, auch viele Presseanfragen, auch viele interne Fragen, seitdem das Thema quasi immer mehr an strategischer Relevanz gewinnt, sind die Kollegen, die aus Investor Relations, Finance, aus der Kommunikation, aus der Nachhaltigkeitsabteilung sehr, sehr viel damit beschäftigt, diese Fragen zu beantworten. Und diese Frage wurde in der Regel eigentlich schon mal irgendwo beantwortet. Das heißt, wir haben mal viele hundert Seiten von all diesen Berichten, Pressemitteilungen, Annual Reports in ein Chatbot gepackt und den damit trainiert und das funktioniert tatsächlich ziemlich gut. Das ist ein ziemlicher Erfolg hier intern gewesen.
Frieder Olfe:[9:41] Wir haben gerade extern einen kleinen Preis dafür gewonnen, weil das uns natürlich super hilft, diese unkoordinierten PDFs zu durchsuchen und relativ schnell eine perfekte Antwort zu formulieren oder einen guten Vorschlag. Der geht jetzt so nicht direkt raus, aber den kann man dann erstmal nehmen mit der Quelle. Also man findet dann relativ schnell, dass das auf Seite 327 des CDP oder Annual Reports oder diese ganzen Fachdokumente, die es da so gibt, da stand und man kann das dann eben entsprechend da super nachlesen. Also das war wirklich jetzt ein super Erfolgsmodell, wie wir KI nutzen können, um einfach die Arbeit der Nachhaltigkeitsmanager im Unternehmen zu erleichtern.
Markus Kuckertz:[10:20] Magst du uns noch ein bisschen erklären, wie die Lösung aussieht? Das klingt ja auf jeden Fall spannend, auch vielleicht, wie sich die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen verändert hat.
Frieder Olfe:[10:28] Wir hatten das große Glück, dass unsere IT-Kolleginnen und Kollegen schon einen, wir nennen das AI-Assistent, einen TUI-AI-Assistent gebaut haben, sodass jeder TUI-Kollege bei uns hier sein eigenes Chatbot bauen kann. Und die haben eine eigene, sichere Umgebung gebaut, was ich auch aus Nachhaltigkeitssicht super finde. Da fließen keine Daten raus. So eine der großen Knackpunkte finde ich bei diesen ganzen Chat-GPTs und Co., gerade auch mit solchen heiklen ESG-Daten. Und haben eine super Umgebung gebaut, läuft auf grüne Energie. Wir haben eine sehr große Kampagne zusammen mit HR, wo das wirklich auch ausgerollt wird bei uns, dass unsere Kolleginnen und Kollegen enabled werden, das zu nutzen. Und das war quasi schon da als Technologie, auf der wir dann quasi aufgebaut haben. Das heißt, mein Team hat dann eigentlich nur zwei, drei Monate gebraucht, um die entsprechenden Daten zusammenzusuchen und den Chatbot damit zu füttern. Und dann hatten wir das eigentlich schon. Da hat natürlich dann schon nochmal ein bisschen mehr Arbeit vorher stattgefunden. Aber das war ein super Zusammenspiel von verschiedenen Abteilungen und bin ich auch sehr froh, dass wir ein Unternehmen arbeiten, was ja so mit dem Thema KI sehr offen umgeht und auch quasi so benutzerfreundlich und für jedermann das zugänglich macht.
Markus Kuckertz:[11:40] Uli, Green IT ist kein Nice-to-have mehr. Magst du uns deine Sicht darauf schildern? Stimmt der Satz, stimmt er nicht? Gibt wahrscheinlich für beides Argumente.
Ulrich Irnich:[11:49] Also grundsätzlich, wer verantwortungsvoll handelt, ist das kein Lippenbekenntnis, sondern eine klare Mission. Und ich meine, ich glaube, da wo schon viel Arbeit reingeschlossen ist, ist gerade so ein Datacenter-Konsolidierung und Optimierung der Datacenter, was Kühlung, Stromverbrauch und Co. angeht. Ich glaube, da hat sich schon sehr viel getan. Wenn wir jetzt mal so ein Stück weiter gucken, da komme ich wieder zu meinem Lieblingsthema. Wie sind Softwarestrukturen gebaut, Architekturen? Sind die wirklich darauf ausgelegt bereits,
Ulrich Irnich:[12:22] Ist halt einfach mal so ökologisch und ökonomisch wie möglich zu sein und halt
Ulrich Irnich:[12:26] auch da einen Fußabdruck, der CO2 geringer ist, zu liefern. Ich würde sagen, das macht Potenzial. Und gerade für Entwickler, und ich komme aus der Schiene, früher war immer maximaler Datenbank-Performance, maximaler Zugriff, maximale CPU-Leistung, maximaler Speicher. Was tendenziell aus Green-IT-Sicht nicht gut ist. Und gerade moderne Applikationen, die tatsächlich Cloud-Native sind, die also tatsächlich mit Bedarf wachsen und auch wieder schrumpfen, ähnlich wie das Netzwerk, was wir ja am Anfang gesagt haben, da fängt Green IT wirklich an und darauf auch zu achten und auch zu centralisieren. Und ich meine, wir machen viel Secure by Design, wo also Entwickler direkt darauf reinpacken. Aber eigentlich musst du das Secure by X machen oder Design by X, weil es geht nicht nur um Secure, sondern es geht auch um Green. Und es geht halt darum, dass es nachhaltig ist, sustainable. Und ich glaube, da gibt es schon noch ein bisschen was zu tun, um jetzt ehrlich zu sein. Und wenn du heute mit Entwicklern sprichst, würde ich sagen, da gibt es noch viel an Aufklärungsarbeit und halt auch so ein bisschen an Change Management zu tun.
Markus Kuckertz:[13:31] Also Rita, magst du uns so ein bisschen mitnehmen auf eure Reise? Wo seid ihr denn gestartet bei dem Thema und wie konntet ihr denn euer Unternehmen überzeugen davon, dass das Thema Green IT ein bisschen in den Vordergrund rücken muss?
Frieder Olfe:[13:44] Die Entscheidung dazu hat schon vor mir stattgefunden, sonst hätte es meine Rolle nicht gegeben und ich würde dann quasi dafür reingeholt. Meine Chefin hat klar gesagt, sie hat jetzt 2000 ITler, sie braucht jetzt nochmal jemanden, der IT der Nachhaltigkeit versteht und nicht andersrum, deswegen bin ich dafür gekommen. ist ein sehr großes strategisches Thema. Es ist sicherlich, Nachhaltigkeit bei TUI sicherlich seit 30 Jahren, aber dass man dann auch nochmal in der IT gesagt hat, da gibt es einen Mehrwert, hat quasi vor mir stattgefunden, kann ich jetzt nicht ganz so viel zu sagen, aber kam auf jeden Fall zu einem super richtigen Zeitpunkt und ich glaube schon, dass da auch so ein gewisser Mindset-Wechsel stattgefunden hat. Ein Thema, was wir gleich am Anfang gemacht haben, ist alle Mitarbeitenden mitzunehmen, zu schulen, einmal 30 Minuten durch so ein verpflichtendes E-Learning zum Thema Sustainable Tech Awareness reinzuholen. Ich habe mir am Anfang die Abteilungen geschnappt, die wirklich einen Einfluss haben, wo wirklich ein Einfluss herkommt. Wir haben einmal den Carbon Footprint der IT gemessen. Darüber kann man so ganz gut sehen, wo so die Hotspots sind. Man kommt, glaube ich, relativ schnell, denkt man, das sind die Datacenter. Natürlich haben die einen Fußabdruck, aber es sind vor allem die Enduser Devices, die einem dann entsprechend auffallen. Und dann kann man eben anfangen, mit diesen Abteilungen zu arbeiten. Und ich glaube, was ich von meiner Ausbildung als Nachhaltigkeitsmanager der beste, schönste Moment ist, wenn die Kolleginnen und Kollegen sagen.
Frieder Olfe:[15:06] Frieda, danke, dass du da bist, weil das, was du mir hier sagst, das ist eigentlich die, unter Abwägung aller Möglichkeiten, eigentlich die beste Antwort und jetzt gibst du mir nochmal ein Argument, dass ich das so mit reinbringen kann, weil es ja schon, wir sind ja schon alle dann auch so einer Business-Realität unterworfen, dass hoher Kostendruck, hoher Business-Druck, hoher Zeitdruck ist und so. Also natürlich wird eigentlich in der Regel ja nicht maximal effizient gecodet und das Datacenter eben nicht maximal effizient geführt, sondern es ist natürlich, gibt es da irgendwie Druck und alles läuft so im täglichen Doing. Und dann kann es auch durchaus sein, zum Beispiel, wir wechseln gerade zu so einem Devices-as-Service-Modell für unsere Devices.
Frieder Olfe:[15:50] Da haben wir uns wirklich sehr intensiv mit an den Verhandlungstisch gesetzt und auch Nachhaltigkeitskriterien mit in den Vertrag mit reingegeben. Und dann hat das Ganze, auch wenn das vielleicht erstmal auf der allerersten Business Case Rechnung ein bisschen mehr kostet, der Laptop als den Go-Own, kann man so eine Gesamtkostenrechnung irgendwie aus Sustainability-Sicht aufmachen und man kann auch eben diese CO2-Komplimente mit reinbringen. Und da sehen wir gerade sehr, sehr schöne Effekte. Wenn man größere Mengen gebündelt bestellt, dann werden die per Schiff geliefert und nicht per Flugzeug und so, was wirklich einen spürbaren CO2-Effekt hat. Ich spare jetzt mal den Ausflug ins Rechenzentrum, wo es da wirklich auch noch massiv irgendwie natürlich immer Konsolidierungsthemen gibt, wo aber wirklich das sehr, sehr spürbar in CO2 oder in Power Usage Efficiency auch messbar ist, wenn man es nachhaltiger gestaltet. Und das ganz, ganz häufig eigentlich auch die so für alle Beteiligten plausibelste Lösung ist.
Markus Kuckertz:[16:47] Deine Journey fing also an, als die Entscheidung bereits getroffen wurde. Und hast du für uns ein paar Beispiele, wie du dann vorgegangen bist? Das Thema IT-Betrieb und Hardware stand ja sicherlich sehr stark im Vordergrund. Was habt ihr konkret gemacht und was waren also die größten Überraschungen, auf die du getroffen bist?
Frieder Olfe:[17:03] Genau, wir haben, ich glaube, ein wichtiger Punkt ist, dass wir gleich diese beiden Aspekte aufgemacht haben. Sustainability of Technology und by Technology. Also Green IT gibt es ja, das wisst ihr besser als ich, schon auch deutlich länger. Ich glaube, es ist dann nochmal in den letzten zwei, drei Jahren auf so ein neues Level gekommen. Aber ich glaube, so die richtige Berechtigung für diese Rolle ziehen wir hauptsächlich aus diesem Sustainability by Technology, würde ich sagen. Und wir hatten dann gerade zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe, war dann gerade auch so Ausschreibungsprozess und die neue ESG-Software haben wir gesagt, das packen wir jetzt auch mit unserem Team an, weil wir brauchen eigentlich diese Übersetzungsrolle in die IT rein, weil die vielleicht nicht verstehen, warum brauchst du eine Spezialsoftware mit spezieller CO2-Berechnung und die kann das nicht irgendwie eins von den großen bekannten Häusern irgendwie machen. Also da nehmen wir diese Rolle auch der Übersetzung ein und können wirklich einen Mehrwert bieten und haben jetzt auch diverse andere Software entsprechend mittrennt. Und ich glaube, es ist tatsächlich diese Zweigleisigkeit, die an die Berechnung geht, weil natürlich der Hebel, gerade bei einem Geschäftsmodell von der TUI.
Frieder Olfe:[18:05] IT-Lösung für Nachhaltigkeit natürlich nochmal deutlich größer ist. Also es ist natürlich nice to have, dass wir das Flächenzentrum grüner machen und in die Cloud gehen aus Nachhaltigkeitssicht und bei den End-User-Devices da irgendwie nachhaltige Prinzipien einführen. Aber es war tatsächlich von Anfang an, dass wir diese beiden Rollen gemacht
Frieder Olfe:[18:25] haben. Also wir sind nicht vorgegangen, wir haben tatsächlich erstmal den Carbon Footprint gemessen. Für unsere eigene IT war das wirklich der Game Changer, würde ich sagen, weil man kommt in Kontakt mit den Abteilungen, man identifiziert die Hotspots und weiß dann gleich, wo man eigentlich dann auch ansetzen muss. Awareness-Training für die Mitarbeiter, dann habe ich gesagt, wir haben einen Supplier-Award aufgesetzt und den TUI-QRIN-IT-Award, was uns intern und extern total tolle Anerkennung gegeben hat. Da hatten wir in der ersten Runde, glaube ich, AWS und Deutsche Telekom und andere, die da gewonnen haben, wo wir einfach gesagt haben, wir wollen auch in Dialog treten und nicht nur so Due Diligence-Questionnaires hin und her senden, sondern wirklich in den Dialog treten, wie können wir zusammen irgendwie Innovationen fördern.
Frieder Olfe:[19:08] In diesem Sustainability Die By-Technology, muss ich sagen, sind wir auch relativ, sag ich mal, kundengetrieben. Was rollt denn unsere Nachhaltigkeitserteilung? Wo ist der größte Painpoint? Das war damals vor zweieinhalb Jahren die ESG-Daten. Danach kam das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz. Da haben wir dann eine Screening-Software eingeführt. Dann kam das Thema nachhaltige Hotelzertifizierung auf. Dann haben wir dann eine Software eingeführt. Und jetzt aktuell reden wir über innovativere Sachen wie digitale Zwillinge für Hotels, um da das Wasser zu managen. Wir kommen, glaube ich, später nochmal auf das Thema Food Waste in Hotels. Also jetzt kommen wir langsam so von der Pflicht in die Kürbereiche, wo wir wirklich auch mit IT idealerweise einen Unterschied machen können und das Thema Nachhaltigkeit schneller vorantreiben können.
Markus Kuckertz:[19:51] Uli, was ist aus deiner Sicht die härteste Nuss, wenn du an das Thema Green IT denkst, die man knacken muss, um das Thema erfolgreich zu meistern?
Ulrich Irnich:[20:01] Ich meine, Friede hat es ja schon ein Stück weit gesagt, du musst irgendwie in deinem CO2-Fußabdruck messen. Jetzt gibt es ja mit Sicherheit Energiedaten, aber die halt dann auch verfügbar zu machen und damit logischerweise auch so eine Heatmap, um halt eine Transparenz zu schaffen und B halt auch einen Dialog zu führen. Weil du kannst halt nicht mit Bauchex da rangehen und sagen, jetzt gucken wir mal und machen mal was, sondern es muss irgendwie ganz gut sein. Und das hört halt nicht bei Energieverbrauch auf, weil du hast eben ja auch gesagt, es geht halt auch darum, Waste zu reduzieren, also sprich, wie sieht es mit Wasserverbrauch aus, wie sieht es auch mit Essensresten aus, wie arbeiten Kantinen, wo sind halt dann auch weitere Teile? Und ich glaube, das Entscheidende dabei ist, sich auf diesen Weg zu machen, diese Transparenz herzustellen, also nicht den Fehler machen, zu sagen, wir machen direkt 100 Prozent, wir kriegen irgendwie alles abgedeckt, sondern anzufangen, ja, weil ich sehe halt im Moment halt auch bei meinen Kunden einige Unternehmen, die versuchen, die 100-Prozent-Lösung direkt auf einmal zu knacken und kommen dann irgendwie überhaupt nicht weiter, ja, und so schrittweise diese Transparenz zu schaffen und darüber auch den Dialog weiter zu befeuern, das halte ich für elementar.
Markus Kuckertz:[21:09] Frieder, du hast eben schon ein paar Beispiele genannt, eine Strategie zu haben und zu wissen, was so die Maßnahmen sind, das ist natürlich Aber die Entscheidungsträger und Beschäftigten mitzunehmen und das Ganze zu aktivieren, ist ja nochmal die größere Herausforderung. Hast du noch weitere Beispiele von euch, wie ihr das auf dieser Reise bewerkstelligt habt?
Frieder Olfe:[21:27] Genau, also sicherlich ist irgendwie über 90 Prozent meines Jobs Stakeholder Management. Ja, also ich… Ich bin dann der Letzte, der sehr stur Sachen einfordert, da muss dann auch mal der richtige Moment dafür sein, also einerseits klar in der Richtung, aber dann auch den richtigen Moment abzupassen.
Frieder Olfe:[21:43] Ich fand es sehr, sehr hilfreich, dass es tatsächlich auch zum Start gleich von unserem CIO als ganz strategisches Thema mitgetrieben wurde und die dann auch relativ schnell viele zentrale Entscheidungen so top-down auch damit unterstützt haben. Das heißt, die haben sich mit dem gesamten IT-Leadership-Team die Ziele in ihre persönlichen bonusrelevanten Ziele mit reingenommen, also die Security und andere zentrale Ziele, Sustainability. Dann kann man die natürlich auch runterbrechen und dadurch kriegt man auch den Support der verschiedenen Abteilungen, die ich dann dafür in der Umsetzung brauche. Das war sicherlich ein zentraler Hebel. Wir haben die Leute von Anfang an mitgenommen. Ich habe mit einer Masterrandin damals am Anfang dann eine Umfrage unter allen gemacht und auch gefragt, wo wollt ihr hin? Wie ist eure Wahrnehmung zum Thema Nachhaltigkeit? Ist das überhaupt relevant für uns? Da haben wir ein super Feedback bekommen. Über 90 Prozent unserer IT-Mitarbeiten haben quasi gesagt, ja, finden wir gut, dass wir da jetzt in dem Bereich aktiv werden, wo wir auch einfach dann so auch zahlenmäßig nochmal die Unterstützung haben. Da haben alle Lust drauf, haben daraufhin dann eben dieses verpflichtende E-Learning für alle aufgesetzt und so eine Webinarreihe, wo alle, die noch mehr interessiert sind, mitgenommen haben. Und ich glaube, da haben wir viel so eine Awareness geschaffen, dass da keine Abwehrhaltung entsteht. Jetzt kommen die auch noch um die Ecke. Also es ist ja natürlich.
Frieder Olfe:[23:03] Macht man ja schon auch ein bisschen due diligence on top oder irgendwie noch eine Schleife mehr, was ja so Konzerne auch ganz gut können. Dann kommen die mit der Security-Ecke und jetzt kommen die mit der Sustainability auch noch und dann noch die fünf anderen Punkte. Also dass man da von Anfang an den Mehrwert versteht. Das war, glaube ich, am Anfang der richtige Zeitpunkt, aber dann auch, glaube ich, das Thema richtig anzugehen. Und dann in der Folge bin ich schon davon überzeugt, dass man vielleicht nicht unbedingt alle braucht, sondern halt dann wirklich die Entscheidungsträger, dann wirklich auf die zuzugehen, die eben die Rechenzentrumsentscheidungen treffen oder die eben die Devices einkaufen, was ja laut Heatmap sicherlich die Knackpunkte sind. Und das sind dann vielleicht auch nochmal Teams, aber das sind eben nicht 2000 ITler, sondern da rede ich von 50 zentralen Stakeholdern, mit denen ich natürlich eine gute Beziehung brauche und denen ich erklären muss, dass das auch einen Mehrwert für sie hat, wenn wir das Thema zusammen angehen.
Markus Kuckertz:[23:54] Jetzt kommen wir zu einem richtig schönen Praxisbeispiel, das ich ja ganz spannend finde. Ihr habt künstliche Intelligenz in eure Mülltonnen in den Hotelküchen eingeschleust und habt mal geschaut, was dann passiert. Kannst du uns mal erklären, wie es zu dem Impuls kam und wer auf das Thema gekommen ist und was ihr da gemacht habt?
Frieder Olfe:[24:11] Genau, also die Lorbeeren gehen da an viele Kollegen im Hotelbereich und aber auch in den Nachhaltigkeitsteams. Ich kann das jetzt nur anekdotisch erzählen, aber es ist auch eins meiner Lieblingsbeispiele, wie man KI einsetzen kann. Das ist eine Sache, die wir auch eingekauft haben von einer Firma namens Skytrough.
Frieder Olfe:[24:30] Und was die machen, ist eine relativ simple Waage, auf die man die Mülltonne stellen kann. Also wir fangen mal neu an. Also ihr kennt alle Hotels und jeder hat schon im Hotel gesessen und hat gesagt, was passiert eigentlich mit dem Essen, was ich mir zu viel aufgeladen habe und wegschmeiße oder was auf dem Buffet liegt. Das hat jeder in seinem Unterbewusstsein irgendwie schon im Kopf gehabt. Und die Realität leider ist, dass das weggeschmissen werden muss, weil es aus Hygienegründen, also auch wir als Hotelbetreiber müssen das wegschmeißen leider. Das heißt, wie kriegt man das eigentlich optimiert? Und diese Firma hat eben eine Waage unter den Mülltonnen. und obendrauf ein Fotoapparat. Total simpel. Ich habe auch von denen mir mal so die Prototypen zeigen lassen. Richtig cool, wenn man so ein bisschen nerdy unterwegs ist, wie die das so sich ein bisschen selber gebaut haben. Immer wenn was in die Mülltonne reingeworfen wird, springt die Waage an, oben wird ein Foto gemacht und dann hat man Schicht für Schicht für Schicht Foto von Essensabfällen. Und da kann man halt super die KI drauf ansetzen, das auszuwerten und zu gucken, in diesen verschiedenen Schichten mit dem Gewicht, was ich hier habe, zu sagen, wie viele Mengen von welchem Lebensmittel wären eigentlich Eck geworfen. Ja, da kann man am Anfang das so ein bisschen fein justieren und sagen, die grünen Sachen sind ein bisschen falsch einsortiert, aber in der Regel trifft es relativ schnell eigentlich Salat oder weiß ich nicht.
Frieder Olfe:[25:46] Und das mit diesen Daten kann man dann sehr, sehr gut auf Hotelebene, auf Brand-Ebene, auf Landesebene gucken, wie man eigentlich das Buffet optimieren kann. Und da gibt es verschiedene Berechnungen, 20, 30 Prozent, die man da eben an Lebensmitteln tatsächlich einsparen kann. Die Firma gibt auch bestimmte Tipps oder man kann also nachjustieren. Man kann sich vorstellen, bestimmtes Lebensmittel wird sehr, sehr häufig angeboten, dann kann man das reduzieren, vielleicht kleinere Behälter nehmen und so dann entsprechend nachzujustieren, ohne dass man quasi belehrend dem Kunden gegenüber wird und sagt, man kann ja so sehr viel über Awareness machen, aber hier kann man es tatsächlich datengetrieben eben sehen. Und vielleicht eine kleine Anekdote, ich habe mal diese Dashboards mir angeguckt, das sehen wir bei uns alles und das ist tatsächlich Brokkoli, was am häufigsten da geworben wird.
Frieder Olfe:[26:36] Wenig überraschend vielleicht, dass man im Urlaub nicht sein Brokkoli essen möchte und jetzt könnte man im Hotel rumlaufen und sagen, es bedeutet Brokkoli auf, mit meiner Tochter oder mit meinen Töchtern klappt das nicht und man kann aber natürlich auch einfach das Brokkoli ein bisschen reduzieren und dafür ein anderes Gemüse mehr auf das Buffet nehmen und wirklich da einen wichtigen und da haben wir auch einen großen Hebel, da haben wir ein großes Interesse dran, dann auch aus reinen kommerziellen Gründen, hier das wirklich durchzuoptimieren, weil natürlich 30 Prozent weniger Essen einkaufen, auch ein Riesen-Case für unsere Hotels sind, die natürlich auch einen totalen Kosten- und Effizienzdruck haben. Und daher haben wir das sehr erfolgreich pilotiert in den ersten Tuiclu Hotels. Und das wird jetzt in immer mehr Hotels ausgebaut. Das ist was, was man sehr gut über ein Business Case lösen kann. Das ist so was, was man sich, Hardware, die man sich leasen kann. Und man kann relativ gut sehen, dass das auch einfach einen positiven Business Case hat.
Markus Kuckertz:[27:25] Wie habt ihr es geschafft, dass so ein Experiment aus so einer Pilotphase dann wirklich skaliert bei euch im Unternehmen? Da wartet ja in der Regel keiner drauf, dass da jemand von der Seite kommt und sagt, hier pass mal auf, wir haben ja was total Tolles entdeckt. Wollt ihr das nicht mal alle irgendwie in eure neue Operating Model aufnehmen? Wie seid ihr da vorgegangen?
Frieder Olfe:[27:41] Ja, die Kollegen haben, was die sehr gut können, was wir sehr gut können, ist so, gerade im Hotelbereich kann man immer so ein bisschen so Leuchttürme identifizieren. Also wir haben tatsächlich so ein paar Hotels, mit denen wir immer gerne, die da offener sind und quasi die wir auch so ein bisschen herausstellen, wo wir dann auch mit der Presse vielleicht mal eher hinfahren. Also wir haben tatsächlich sogar in Griechenland, in Rhodos, so eine ganze Insel, wo wir das mit der griechischen Regierung zusammen und unserer True Care Foundation viel ausprobieren. Aber in dem Fall war es, glaube ich, ein Hotel in Österreich, wo wir es pilotiert haben. Also pilotieren mit jemandem, der da offen für ist. Nachhaltigkeit ist gerade eine große Rolle, ist auch eine immer größere, wichtigere Rolle für unsere Kundinnen. Also ich würde nicht behaupten, dass trotz allem Business as usual unsere Hotels ja nicht offen sind für, aber dann hat man natürlich ein sehr gutes Beispiel aus einem der Partnerhotels und dann kann man sehr gut sagen, das kann man jetzt dann nach erfolgreicher Pilotierung eben weiter ausrollen. Und da sind dann viele sehr offen für, weil das war ja nicht nur nice to have, sondern tatsächlich auch eine Kostenersparnis. Und sowas kann man schon sehr gut aus Nachhaltigkeitsabteilungen, Stakeholder-Management und einer guten Verbindung zum Business ganz gut skalieren. Und da ist auch, glaube ich, einfach ein guter Momentum, würde ich gerade sagen, im Bereich Nachhaltigkeit. Das ist gerade ein gesellschaftliches Thema, ist bei uns in der Company ein Riesenthema. Also von daher sind wir da eigentlich, glaube ich, auf jede offene Tür noch eingerannt.
Markus Kuckertz:[29:02] Uli, du bist ein Vertreter der These, Proof of Concept, Bestead, gerade wenn es um Künstliche Intelligenz geht. Wie ist dein Blick auf solche Experimente und wie schafft man das, Dinge, die im kleinen Experiment erfolgreich sind oder im Pilotprojekt dann wirklich groß aus Unternehmen auszurollen? Ich würde mal so sagen,
Ulrich Irnich:[29:20] Markus, Proof of Concept ist deswegen dead, weil es halt so viele Insellösungen gibt. Wenn ich es als MVP baue, also als Minimum Viable Product, also das ja auch wirklich nutzen kann, hat das nachher eine andere Grundlage und schafft halt logischerweise auch die Skalierung. Bei dem Experiment, was Frieda da gemacht hat, finde ich halt super. Du kriegst halt die Daten, du kriegst halt auch gleichzeitig die Feedbacks auch für die Hotels. Und die nächste Phase für mich, und deswegen sage ich immer, das wäre so ein MVP, ist halt, wie binde ich den Kunden denn ein? Also wenn der bestellt im Hotel sein Essen, wenn ich weiß, Brokkoli wird immer weggeschmissen, nehme ich, also ich mache es jetzt mal für den Kunden ganz einfach, willst du viel, willst du Mittel oder willst du gar kein Brokkoli? Also, sodass der im Prinzip mit in dieser Schleife drin ist, weil das ist ja am Ende des Tages derjenige, der darüber entscheidet, bleibt es liegen oder nicht. Und so kann ich halt Nachhaltigkeit bis zum Endkunden bringen und halt ihn auch bei der Entscheidung dieser Themen mit einbinden. Und das ist halt für mich so ein Proof of Concept, der bleibt jetzt da stehen, der skaliert jetzt. MVP ist halt, jetzt überlegst du halt, okay, wie kriegst du die Wertschöpfungskette weiter ausgebaut.
Markus Kuckertz:[30:27] Frieder, du hast jetzt drei Jahre einer Reise von Nachhaltigkeit und IT in einem Konzern wie der TUI gleitet und gestaltet. Wenn du jetzt einem CIO oder einem Kollegen deine Key-Learnings, also das, was du mitgenommen hast in der Zeit und vielleicht auch Fehler, die du gemacht hast, erklären möchte. Was wäre so deine Top-Liste von Dingen, die du da bereitstellen könntest?
Frieder Olfe:[30:51] Also wenig überraschend würde ich als erstes Mal sagen, traut euch, das ist ja kein Rieseninvestment, mit ein, zwei Menschen in der IT anzufangen. Ja, das sehe ich ganz oft und das ist, finde ich, schon mal absolut der Gamechanger. Weil wenn du es irgendjemand noch so mit on top gibst und dann ist immer was anderes, also irgendwie so ein CIO-Office oder weiß ich nicht, dann ist immer noch was anderes wichtiger. Also es ist wirklich in allen, es gibt ja schon das ein oder andere DAX-Unternehmen, was auch so eine ähnliche Position hat und es ist ein fundamentaler Unterschied, wenn man schon dieses Mini-Budget und eine Ressource, das ist schon mal ganz zentral. Da kann man ganz, ganz viel bewegen, weil es so viele low-hanging fruits gibt. Die Szene ist relativ klein. Man kann mich gerne kontaktieren. Ich kann gerne irgendwie aus dem Wegkästen. Und da kann man schon mal relativ viel umsetzen in ein, zwei Jahren mit nur einer, mit ein, mit ein, zwei Positionen. Das wäre das Erste.
Frieder Olfe:[31:38] Also die Carbon-Footprint-Analyse fand ich eine super Übung. Also nicht nur, also die Erkenntnisse, ich glaube, wir haben sie auch mal irgendwo veröffentlicht oder es gibt auch diverse Studien für, die werden relativ ähnlich sein überall. Aber was natürlich dadurch entsteht über die Datensammlung, Uli, du hast es auch angedeutet, ist diese, du baust die Verbindung eigentlich zu den ganzen Teilungen auf, mit einem ganz konkreten Anlass, mit einem ganz konkreten Zuhl, du willst ja eine CO2-Zahl haben und mit der kannst du hinterher arbeiten und hast eigentlich schon alle relevanten Daten. Damit würde ich immer starten. Und ich glaube, man tut sich ins Großen gefallen, wenn man gleich in beide Richtungen denkt. Weil wenn man nur Green IT oder was wir als Sustainability of Technology machen, dann bleibt man relativ lange in dieser Nische und man kann sich da 10, 15 Jahre abarbeiten, das Rechenzentrum noch ein bisschen grüner zu machen. Das dauert und dauert und ich würde, glaube ich, relativ schnell in dieses Sustainability by Technology, weil ich glaube, da spielt natürlich eigentlich die Musik, da ist der größere Hebel und darüber bekommt man dann vielleicht auch eher mal das Budget für die zweite und dritte Stelle, um das ganze Thema ein bisschen größer zu machen, weil darüber entstehen natürlich eigentlich auch die Business Cases.
Markus Kuckertz:[32:42] Ich danke euch beiden. Und wie immer an der Stelle gibt es die Frage zu diesem spannenden Gespräch. Was haben wir denn mitgenommen? Und lieber Uli, möchtest du starten?
Ulrich Irnich:[32:52] Absolut, lieber Markus. Also erstmal vielen Dank, lieber Frieder, für die Einblicke. Ich habe mir so dreieinhalb Punkte mit aufgeschrieben. Also warum dreieinhalb? Ich komme zu dem Halben zum Schluss.
Ulrich Irnich:[33:01] Das Erste ist, KI ist und kann eine große Hilfe sein, vorausgesetzt die Datenqualität stimmt. Und ich glaube, das ist so ein fundamentales Ding, weil Garbage in, Garbage out. Also das ist, glaube ich, immer wichtig zu erkennen, dass man KI nicht irgendwie überall drauf wirft. Und dann wird es gut. KI kann viele Dinge und wenn die Daten gut sind, kann es sogar noch mehr. Das Zweite, was ich mitgenommen habe, war Green IT oder Sustainability als Kernstrategie im Unternehmen verankern. Ja, und damit logischerweise halt auch, ich sage, davon mal dem Unternehmen klarzumachen, dass das nicht irgendwie ein Hobby ist, sondern dass das ein wichtiger Teil der Strategie ist. Und der dritte Punkt, den ich mir mitgenommen habe, Frieda, ist halt, 90 Prozent meiner Tätigkeit ist Stakeholder-Management. Und das ist erstmal sehr gut, dass du das so gesagt hast. Ja, und ich kann nur jeden einladen, Veränderung geht nur über Stakeholder-Management. Und die Menschen mit auf die Reise zu nehmen, also das war der dritte Punkt. Jetzt komme ich zu einem halben Punkt, den haben wir eben schon so ein bisschen angefangen auszubreiten, nämlich deine KI-Praxis, dein KI-Praxis-Beispiel. Das fand ich super plakativ und auch super verständlich, das versteht jeder. Und da kommt man so ein bisschen von dem Buzz-Wording runter und zeigt halt, was damit machbar ist, das halt auch wirklich praxisnah ist. Und jetzt noch den Kunden einbinden, das war die andere Hälfte von dem halben Punkt, das wäre fantastisch. Also das waren meine Punkte, die ich mitgenommen habe.
Markus Kuckertz:[34:26] Peter, wie schaut es bei dir aus? War es dir noch richtig?
Frieder Olfe:[34:29] Ja, erstmal vielen Dank nochmal für den Austausch. Super, super bereichernd. Erstmal ganz toll, erste Erkenntnis, dass ihr nochmal das Thema Nachhaltigkeit aufgreift. Ich habe in der Historie gesehen, ihr habt es schon ganz, ganz häufig. Also von daher toll, dass ihr die Begeisterung habt. Und es hilft ja immer, wenn man da so darüber spricht und dann mit euch reflektiert, so ein paar Punkte abzuleiten. Also genau, für mich sicherlich diese Themen, die ich eben auch schon mal genannt hatte, dieses Off und By von Anfang an mitzudenken. KI, beide Seiten der Medaille auch zu sehen, finde ich. Also natürlich wird viel über den Fußabdruck geschimpft, aber wenn man es für das Richtige einsetzt, ist es für mich das, richtig einsetzen, aber auch für das Richtige ist für mich irgendwie ein ganz wichtiges Thema und Leute mitzunehmen. Also wir müssen uns wirklich mit den Kolleginnen und Kollegen in Austausch gehen und das auch zu ihrem Thema machen.
Markus Kuckertz:[35:17] Lieber Frieda, wir bedanken uns recht herzlich für das tolle Gespräch, für deine Zeit und für die Erfahrungen, die du mitgebracht hast. Vielen Dank.
Frieder Olfe:[35:24] Danke euch.
Markus Kuckertz:[35:25] Das war der Digital Pacemaker-Podcast mit Frieda Oll. Verfolgt uns jetzt auf der Podcast-Plattform eurer Wahl und verpasst keine unserer Folgen. Viel Spaß und bis bald. Euer Uli und Markus.
Ulrich Irnich:[35:37] Und auch keine Wahlen.
Music:[35:41] Music