mit Ulrich Irnich & Markus Kuckertz

Shownotes

Folge 44 beschäftigt sich mit der Frage, warum echte Nachhaltigkeit eine umfassende Transformation des Unternehmens erfordert. Zu Gast ist Dr. Natascha Pavlovic-Höck, Principal Director und Head of Telecommunications bei der Managementberatung Horváth & Partner.

Natascha und ihre weltweit mehr als 1.300 Kolleginnen und Kollegen bei Horvát beraten Unternehmen und öffentliche Organisationen in Fragen der Transformation, des Performance Managements und der Digitalisierung und verstehen sich dabei als Enabler, Wegweiser und Begleiter mit Blick auf langfristigen und nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Uli, Markus und Natascha diskutieren über die europäische Regulierung, die Unternehmen nun dazu zwingt, wirklich nachhaltig zu werden und die daraus resultierende Notwendigkeit, das Thema Nachhaltigkeit in das gesamte Unternehmen zu tragen, um es dort breit zu verankern. Besonderen Raum nehmen die Auswirkungen dieser neuen Anforderungen auf Planung, Prozesse und Mitarbeiter ein.

Aber auch der Aufwand, der zukünftig betrieben werden muss, um die geforderten Nachhaltigkeitsdaten bereitzustellen und die Rolle der Technik dabei wird diskutiert. Die Diskussion macht deutlich, dass die Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit noch am Anfang stehen: Nicht nur die Regulierung, sondern auch der Druck von Stakeholdern wie Kunden sorgen dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit nun breit angegangen wird.

Wer mehr wissen möchte, findet hier weitere Informationen:

Euer Feedback zur Folge und Vorschläge für Themen und Gäst:innen sind sehr willkommen! Vernetzt euch und diskutiert mit:

Mitwirkende – Hosts: Ulrich Irnich & Markus Kuckertz // Produktion: Daniel Sprügel, Maniac Studios (https://maniacstudios.com/) // Redaktion: Marcus Pawlik © Digital Pacemaker Podcast 2023

Zusammenfassung

In dieser Episode des Digital Pacemaker Podcasts sprechen wir mit Dr. Natascha Pavlovich-Höck, Principal Director und Head of Telecommunications bei der Managementberatung Horvath & Partner, über die Notwendigkeit einer umfassenden Transformation von Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit. Wir diskutieren, wie Governance und Entscheidungsprozesse fest in den Unternehmensalltag integriert werden müssen, um ernsthafte und messbare Fortschritte zu erzielen. Nach drängenden Fragen zur Rolle der Nachhaltigkeit in Investitionsentscheidungen, erläutert Natascha die Wichtigkeit, sich nicht nur auf Lippenbekenntnisse zu verlassen, sondern aktiv datengestützte Entscheidungen zu treffen, die die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigen.

Wir thematisieren die Herausforderungen, die Unternehmen aktuell im Bereich der Nachhaltigkeit haben, insbesondere in Bezug auf die Transparenz in der Lieferkette. Natascha teilt ihre Erfahrungen mit innovativen Ansätzen wie Climate Choice, die Unternehmen helfen, ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern und zu dokumentieren, anstatt sich nur auf “Greenwashing” zu stützen. In einem tiefgründigen Austausch berichten wir darüber, wie wichtig Diversität in Teams ist, um kreative Lösungen und neue Perspektiven hinsichtlich Nachhaltigkeit zu entwickeln. Natascha hebt hervor, dass Unternehmen bereits in Schulen und Universitäten ansetzen sollten, um das Interesse junger Menschen an Technologie zu fördern und das stereotype Denken über die Geschlechterrollen in der Tech-Branche zu durchbrechen.

Wir vertiefen uns in die aktuelle regulatorische Landschaft in Europa, die Unternehmen zwingt, sich nachhaltiger zu verhalten. Natascha erläutert die EU-Taxonomie und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die Unternehmen dazu anregen, ihren ökologischen Fußabdruck zu überprüfen und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung ihrer Emissionen zu ergreifen. Diese regulativen Rahmenbedingungen sind notwendig, da viele Unternehmen bislang bei ihren nachhaltigen Bemühungen hinter den benötigten Zielen zurückgeblieben sind.

Ein zentraler Punkt, den wir erörtern, ist die Messbarkeit von Fortschritten in der Nachhaltigkeit. Daten werden als essenziell für die Beurteilung und Optimierung von Praktiken hervorgehoben. Natascha betont, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele wie finanzielle Ziele behandeln sollten und ein effektives Performance-Management implementieren müssen, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.

Am Ende des Gesprächs wagen wir einen Blick in die Zukunft. Natascha zeigt Optimismus für die Entwicklung der Nachhaltigkeit in Unternehmen, erkennt aber auch die komplexen Herausforderungen, die in der Umsetzung liegen. Wir verabschieden uns mit der Erkenntnis, dass jeder Einzelne zum Wandel beitragen kann und dass es vor allem darum geht, den Prozess der Transformation voranzutreiben und stets auf neue Entwicklungen in der Regulierung und im gesellschaftlichen Bewusstsein zu reagieren.

Erfahren Sie mehr über Dr. Natascha Pavlovich-Höck und ihre Gedanken zu Technologie und Nachhaltigkeit, indem Sie uns auf LinkedIn folgen und mit uns ins Gespräch kommen.

Transkript

Speaker0:[0:00] Also das ist sicherlich ein wesentlicher Teil der Verankerung. Und das andere ist das Thema Governance. Also Nachhaltigkeit muss in die Entscheidungsprozesse mit rein. Also damit es einfach nicht nur ein reines Lippenbekenntnis ist, sondern dass man sich auch, wenn man zum Beispiel Investitionsentscheidungen trifft, auch darüber Gedanken macht, welche Auswirkungen hat das auf die Nachhaltigkeit und das einfach Teil der Entscheidung ist.

Music:[0:22] Music

Speaker0:[0:35] Herzlich willkommen zum Digital Pacemaker Podcast mit Uli Irnig und mit mir, Markus Kuckertz. Heute sprechen wir über die Gründe, warum echte Nachhaltigkeit eine umfassende Transformation von Unternehmen erfordert. Zu Gast haben wir Dr. Natascha Pavlovich-Höck, Principal Director und Head of Telecommunications bei der Managementberatung Horvath & Partner. Schön, dass du heute bei uns bist, Natascha. Herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich, heute in dieser Runde dabei zu sein. Natascha und ihre weltweit mehr als 1300 Kolleginnen und Kollegen bei Horvath & Partner beraten Unternehmen und öffentliche Organisationen in Fragen der Transformation, des Performance-Managements und der Digitalisierung und verstehen sich dabei als Enabler, Wegweiser und Begleiter mit Blick auf langfristigen und nachhaltigen Unternehmenserfolg. Und Uli, dich möchte ich natürlich auch begrüßen. Ich hoffe, dir geht es heute gut.

Speaker2:[1:24] Mir geht es hervorragend.

Speaker0:[1:26] Und zwar reden wir heute über das Thema Nachhaltigkeit und da würde mich natürlich interessieren, welche Aktivität eines Unternehmens dich eigentlich zuletzt besonders beeindruckt hat in dem Gebiet?

Speaker2:[1:34] Ich glaube, Nachhaltigkeit ist ja was, wo wirklich alle mitarbeiten und das ist quasi so eine Ende-zu-Ende-Kette. Und ich glaube, die meisten Unternehmen haben im Moment natürlich große Herausforderungen, gerade wenn es um Nachhaltigkeit der Lieferkette geht, das auch sehr transparent darzustellen. Und ich konnte zumindest schon mal mit Climate Choice so ein bisschen sprechen und die haben mich schon beeindruckt, wie sie angehen, quasi diese Ketten aufzumetern und damit logischerweise auch die Transparenz zu schaffen, dass die Unternehmen, die ich halt auswähle und mit denen ich zusammenarbeite, dass ich halt nicht nur so einen Blankoscheck habe, sondern auch Datenpunkte haben, die zeigen, da ist wirklich Nachhaltigkeit. Es geht ja nicht darum, das einmal zu machen, sondern es geht ja darum, das wirklich wiederholt zu machen und darüber auch Verbesserungen durchzuführen. Also daher, das hat mich beeindruckt, lieber Markus. Ich würde aber jetzt gerne den Scheinwerfer von mir wegdrehen auf die liebe Natascha. Liebe Natascha, herzlich willkommen in unserem heutigen Digital Pacemaker Podcast.

Speaker2:[2:34] Natascha ist seit fast zwei Jahren Principal Director and Head of Telecommunications bei Horvath. Davor war sie fast zwölf Jahre bei Telefonica Germany, wo sie nach verschiedenen Führungspositionen in den Bereichen Strategie und Marketing zuletzt als Direktor Custom Experience und Digital Transformation tätig war. Natascha hat an der Friedrich-Alexander-Universität Arlangen-Nürnberg Wirtschaftsinformatik studiert und promoviert. Liebe Natascha, bevor wir uns deinen Thesen so ein bisschen zuwenden, würde mich mal ein Thema wirklich interessieren. Also eigentlich interessieren mich zwei Dinge, aber ich würde mal mit der einen Frage beginnen. Du warst ja schon mal auf der Beraterseite und bist jetzt vor zwei Jahren wieder zurück aus der Telekommunikation zu Horvath gewechselt. Was hat dich dazu bewegt? Also was war dein Beweggrund?

Speaker0:[3:23] Also es gab viele, aber tatsächlich ausschlaggebend waren zwei Punkte. Das eine ist, wieder den Blick breiter zu haben und weiter zu öffnen. Also da hast du ja vorhin auch gesagt, was ich früher gemacht habe, wo ich meine Schwerpunkte hatte. In der Beratung und vor allem jetzt in meiner Industrieverantwortung habe ich zum einen die Möglichkeit, nicht mehr nur in ein Unternehmen tiefer reinzublicken, sondern in mehrere Telco-Unternehmen zum einen. Und natürlich ist das Themenspektrum auch deutlich breiter, wie zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit, über das wir heute auch sprechen. Und das hat mich auf jeden Fall gereizt. Und der andere Punkt ist die Flexibilität, die ich in meinem jetzigen Job habe. Das waren so die Punkte, die entscheidend für mich waren.

Speaker2:[4:08] Vielen Dank fürs Teilen. Und natürlich interessiert mich natürlich auch deine Erfahrung im Global Woman Network. Da würde mich mal so ein bisschen interessieren, wenn du jetzt mal so, du hast ja verschiedene Unternehmensperspektiven auch eingenommen. Ich war heute nochmal auf so einer Konferenz für Cyber Security und da war Diversity noch, ich würde mal sagen, sehr unterrepräsentativ. Und gerade wenn du über Nachhaltigkeit sprichst, finde ich ja gerade, dass diverse Teams da eine entscheidende Rolle spielen. Was müssen denn eigentlich Technologie und Unternehmen lernen, um halt noch mehr Frauen für gerade Technologie zu begeistern?

Speaker0:[4:43] Also zum einen würde ich schon sagen, wir sind auf einem guten Weg. Du sagst ja, es ist schon unterrepräsentiert, ja, aber gleichzeitig sind wir auf einem guten Weg. Und ich glaube, man muss halt viel früher anfangen. Also wirklich schon Schule, Universitäten.

Speaker0:[5:00] Fakultäten, Hochschulen, da dieses Thema Technologie einfach auch spannend so aufzubauen, dass es nicht nur so ein Männerthema ist, was es lange einfach so wie so ein klassisches Schublade, Technologie gleich Männerthema, das weiter zu öffnen. Und wir werden jetzt auch nochmal drauf kommen, Digitalisierung so als Thema und auch Thema Nachhaltigkeit, so weit weg sind die Themen alle gar nicht voneinander. Im Gegenteil, also ich glaube, die Reise, die jetzt die Digitalisierung hinter sich gebracht hat, auch Unternehmen zu transformieren, da stehen wir jetzt gerade auf den Startlöchern mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Speaker0:[5:41] Über das Thema Nachhaltigkeit wollen wir heute auch zusammen sprechen. Wir haben uns natürlich vorher mit dir beschäftigt und mit deinen Thesen und ich möchte das mal in meinen Worten hier zusammenfassen. Du sagst zum einen, die europäische Regulierung zwingt Unternehmen nun wirklich nachhaltig zu werden. Dann sagst du, nachhaltig heißt, ist damit nicht mehr nur Aufgabe einer Abteilung, sondern muss in das gesamte Unternehmen getragen werden. Und zu der Letzt sagst du, was ich nicht messen kann, kann ich auch nicht verändern. Ohne Daten werden wir nicht nachhaltig. Und wenn wir zum ersten Thema kommen, zu dem Thema europäische Regulierung, Natascha, kannst du uns einen Überblick über die Gesetze und Richtlinien geben, die Unternehmen heute dazu bringen sollen, nachhaltiger zu werden? Was passiert da? Also da gibt es tatsächlich einiges und es ist gar nicht so einfach, da einfach den Durchblick zu behalten, weil sich da auch ständig etwas verändert und weiterentwickelt wird. Deswegen will ich einfach nur so die wesentlichen Rahmenwerke mal kurz euch einen Überblick geben, die aus der Europäischen Union und auch aus Deutschland kommen.

Speaker0:[6:39] Das Thema EU-Taxonomie habt ihr mit Sicherheit schon mal gehört, also Vodafone berichtet ja auch in die Richtung. EU-Taxonomie hat zum Beispiel sechs Umweltziele ausgerufen und möchte die nachhaltigen Aktivitäten der Unternehmen messen. Also dazu gehört auszuweisen, welcher Anteil des Umsatzes aus nachhaltigen Aktivitäten stammt oder welcher Anteil des OPEX und des CAPEX aus nachhaltigen Aktivitäten stammt. Also das ist zum Beispiel das Thema EU-Toxonomie gilt seit drei Jahren oder zwei Jahren, seit 21 als ein Beispiel.

Speaker0:[7:12] Uli, du hattest zu Beginn Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz, dieser Zungenbrecher genannt. Das ist aber zum Beispiel ein deutsches Thema. Es ist gar keine EU-Richtlinie, wobei auf der EU-Ebene auch schon daran gearbeitet wird, EU-weit was einzuführen, was dann hoffentlich dann aber verschmilzt und nicht zusätzlich zu dem bestehenden Gesetz eingeführt wird. Da liegt zum Beispiel der Fokus mehr auf den Menschenrechten in der Wertschöpfungskette und gilt jetzt auch seit diesem Jahr, Für Unternehmen ab 3.000 Mitarbeiter im nächsten Jahr wird das sogar nochmal angepasst, dass es für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern gilt. Also da tut sich relativ viel. Und ich glaube, die neue Richtlinie, die wohl die größte Veränderung aktuell bringen wird, ist die CSAD. Also das wurde ja neu eingeführt. Und das ist das erste Rahmenwerk, das die finanziellen und die nicht finanziellen Ziele und auch die Berichterstattung auf eine Ebene bringt. Also das gab es so vorher noch nicht.

Speaker0:[8:11] Und auch für viel mehr Unternehmen gelten wird. Also aktuell betrifft es, glaube ich, so 500 Unternehmen. Und ab 26 werden es 30 Mal so viele werden in Deutschland. Also es sind über 15.000 Unternehmen.

Speaker0:[8:24] Das heißt, da passiert schon relativ viel. Und wie gesagt, kontinuierlich gibt es aber auch Updates und es gibt eine Weiterentwicklung. Das ist alles noch in der Entwicklung und noch nicht in Stein gemeißelt. Da fragt man sich natürlich, bei dem, was du gerade so erzählt hast, Warum sind solche Verschärfungen überhaupt notwendig? Ist das, was Unternehmen, die jetzt bei den Sachen nachhaltig tun, nicht ausreichend? Oder warum brauchen die überhaupt dabei Hilfe? Ja, das ist eine gute Frage, warum diese Verschärfung notwendig ist. Aber wenn man sich mal die Fakten anschaut, was es denn auch schon gibt an freiwilligen Armwerken und Zielen. Es kennt ja wahrscheinlich jeder diese 17 Sustainability Development Goals, also die SDGs, die von der UN 2015 sogar schon ins Leben gerufen wurden und die auch das Ziel hatten, Armutsbekämpfung, Geschlechtergleichstellung.

Speaker0:[9:16] Sauberes Wasser, Umweltthemen, bessere, saubere Energie als ein Beispiel. Und dann gibt es noch die ESG-Richtlinien, die sehr ähnliche Ziele ja auch verfolgen. Dann haben wir Pariser Klimaabkommen, also sehr gerne auch immer wieder zitiert, wo sich ja wirklich alle das Ziel gesetzt haben, wirklich die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius sozusagen festzulegen und nicht weiter steigen zu lassen. Wenn man sich dann aber mal anschaut, wo wir dieses Jahr den Overshoot Day hatten, zum Beispiel in Deutschland, also diesen Erderschöpfungstag sozusagen, der Tag, an dem wir eigentlich alle unsere Ressourcen des Jahres schon aufgebraucht haben, dann war der schon im Mai in Deutschland, also am 4. Mai.

Speaker0:[10:04] Das ist schon sehr besorgniserregend und natürlich, wenn du sagst, es gibt ja schon Unternehmen, die schon viel tun, aber die meisten Unternehmen haben ihre finanziellen Ziele. Es geht um Wachstum, es geht um Rendite, es geht um Umsatz und diese ganzen regulatorischen Anforderungen, die ich vorhin genannt habe, das macht man. Man gibt auch Berichte ab, aber am Ende des Tages sind die Effekte oder die Fakten sprechen für sich. Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen und auch tatsächlich EU-Tagsumme, weil wir das vorhin als Beispiel gebracht haben. Ich finde das immer ganz spannend, wenn man sich mal so die Website von Unternehmen anschaut und dann ist alles green.

Speaker0:[10:45] Also viel ist green und dann guckt man sich mal so einen Bericht an und dann sieht man, wie viel des Umsatzes eigentlich aus nachhaltigen Aktivitäten stammt und dann ist man im unterstelligen, einstelligen Bereich oder im Nullkomma-irgendwas-Bereich. Und das ist das, wo ich sage, es gibt die Realität und natürlich viele freiwillige Initiativen, die es schon lange gibt, aber wir haben einfach noch lange nicht das Ziel erreicht und deswegen gibt es auch aktuell diese härteren Maßnahmen auf EU-Ebene, um die Ziele besser und schneller zu erreichen. Uli, wie siehst du das Ganze aus Unternehmenssicht? Wir haben ja auch schon hier über Greenwashing gesprochen und natürlich, was heißt so echte Nachhaltigkeit? Wie schaust du auf solche Restriktionen? Was denkst du, warum das für Unternehmen so schwierig ist, da wirklich voranzukommen in dem Thema?

Speaker2:[11:35] Also grundsätzlich braucht es meistens am Anfang, ich bin da auch nicht ein großer Freund von, aber Regulierung hilft immer, einen gewissen Schub zu bekommen. Also in dem Moment, wo alle nach gleichen Bedingungen arbeiten müssen und halt auch gewisse Regulierungen einhalten dürfen, ich sage jetzt bewusst mal dürfen,

Speaker2:[11:53] Dann schaffst du eine gute Grundlage. Und danach siehst du, dass das irgendwie anfängt, selber zu funktionieren. Das kennen wir von uns. Wenn wir Verhaltensänderungen eintrainieren wollen, braucht es meistens auch einen externen Impuls. Wir können uns zwar immer so ganz gute Dinge vornehmen, wie gesünder Essen oder mehr Sport zu treiben. Aber wenn es den Impuls nicht bekommt, dann verlaufen solche auch guten Vorsätze des neuen Jahres meist nach drei, vier Wochen wieder. Und man ist dann so im eigenen Trott wieder unterwegs. Deswegen, ich glaube, diese Anschubleistung über Regulierung halte ich für sehr sinnvoll. Aber dann braucht es ab irgendeinem Moment die Selbstübernahme, also die Selbstverantwortung, solche Dinge zu treiben. Und da bin ich halt auch ein großer Freund von, zu sagen, wie schaffe ich halt dann so ein Nachhaltigkeitsdenken als DNA in einem Unternehmen. Und das hilft immer, wenn gewisse Praktiken dann stattfinden.

Speaker2:[12:47] Die werden am Anfang durch solche Regulierungsmechanismen eingeführt. Aber das funktioniert in einer Zeit automatisch, dass Menschen dann automatisch darüber nachdenken. Und ich meine, was wir ja auch sehr stark sehen, ist halt, gerade wenn du neue Talente für dich gewinnen willst, dann ist mittlerweile gerade auch bei jungen Menschen immer die Frage, naja, was macht ihr denn wirklich, was Nachhaltigkeit angeht? Und wie kann ich mich da beteiligen? Ja, und wenn ich darauf keine gute Antwort habe und habe nur so ein, in Anführungszeichen, Greenwashing betrieben, dann muss ich mich nicht wundern, dass halt Menschen nicht zu mir kommen. Also das wird ein Differenzierungsmerkmal sein. Deswegen bin ich der Überzeugung, dass nach dieser Anschubleistung Unternehmen halt sich deutlich anders darstellen können und für Talente kämpfen können, als wenn sie halt so vor sich hindödeln.

Speaker0:[13:38] Natascha, glaubst du denn, dass diese Regelungen, von denen du eben gesprochen hast, für Unternehmen schon ausreichen und dass es damit getan ist, oder glaubst du, da kommt noch mehr? Oder was wären denn vielleicht auch zielsichere Dinge, die man noch zusätzlich festlegen könnte? Also ich glaube tatsächlich, das wird sich zeigen, weil es gibt ja so einige neue Dinge, die jetzt auch noch erst greifen, wie zum Beispiel das Thema CSRD. Wenn du mich nach meiner persönlichen Meinung fragst, könnte das Tempo nochmal deutlich erhöht werden, weil an sich hat man ja jetzt so ein Stufenverfahren, ab für die einen geht es ab 24, ab 25, ab 26.

Speaker0:[14:10] Aber gut, das Thema Nachhaltigkeit ist ja auch nicht unkomplex. Also das muss man ja auch sagen. Und es gibt ja nicht die eine Maßnahme und dann hat es sich mit dem Thema erledigt und wir sind alle Nachhaltigkeit. Das wäre natürlich deutlich einfacher. Es braucht halt sehr, sehr viele Maßnahmen, um zum Ziel zu kommen. Und auch, ich meine, der Report an sich ist am Ende des Tages, hat der auch noch nichts verändert. Der ist zwar auch sehr aufwendig, aber dann hat man den Status quo erfasst. Okay, dann ist man aber auch noch nicht nachhaltig. Und es gibt schon noch einige Baustellen, wenn du sagst, weitere Restriktionen oder Regelungen. Also heute gibt es zum Beispiel recht wenig Branchenspezifika. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Und deswegen, das kann schon sein, oder es wird definitiv Entwicklungen in die Richtung geben, da nochmal stärker auf die Branchen einzugehen. Ob das dann nachher Restriktionen sind, sei mal dahinten gestellt, aber mehr Regulatorik auf jeden Fall.

Speaker0:[15:09] Tatsächlich, ich vergleiche das Thema, das hatte ich eingangs schon mal gesagt, Nachhaltigkeit schon ein Stück weit mit dem Thema Digitalisierung. Manchmal braucht es halt am Anfang so einen kleinen Nukleus, mit dem man beginnt, sei es eine Digitalisierungsabteilung oder Use Cases oder dann auch irgendwann ein CDO, um gewisse Themen anzuschieben, um zu sehen, okay, was ist der Mehrwert? Wie kann ich zum Beispiel Nachhaltigkeit auch ins Geschäftsmodell integrieren? Und das dauert einfach seine Zeit, bis dann Nachhaltigkeit diffundiert ist in alle Unternehmensbereiche. Da kommen wir dann noch hin. Aber tatsächlich sehe ich noch eine weitere Herausforderung beim Thema Nachhaltigkeit, das jetzt bei der Digitalisierung nicht zwingend der Fall ist. Und zwar, wir haben ja sehr viel über EU-Richtlinien gesprochen und Deutschland, aber es gibt halt die Herausforderung, dass wir in vielen, also vor allem wenn wir über Scope 3 sprechen.

Speaker0:[16:04] In vielen Themen abhängen von China, von USA und da ist der Hebel natürlich durchaus eingeschränkt, den wir haben aus der EU und aus Deutschland. Und deswegen hoffe ich tatsächlich auch sogar, dass es in diese Richtung noch weitere Entwicklungen geben wird, damit man da natürlich auch über die Landesgrenzen hinaus einen deutlich größeren Hebel erzielen kann, weil Nachhaltigkeit endet ja jetzt nicht an irgendeiner Landesgrenze, sondern betrifft ja die ganze Welt. Und das ist natürlich auch nicht mal böse Absicht von Unternehmen. Das ist genauso, wie wir uns natürlich auch immer wieder unsere Customer Journeys anschauen, um zu schauen, okay, wo gibt es denn vielleicht Dinge, wo wir das Vertrauen zu unseren Kunden beschädigen. Zuletzt hat man gehört, die Bundesregierung wäre ja so gar in der Lage, ganze Haushaltslöcher zu stopfen, wenn man einfach mal diese ganze Liste aller klimaschädlichen Maßnahmen nimmt und die Subventionen, die da reinlaufen und das dann eben einsparen würde. Aber die goldene Frage bleibt natürlich trotzdem, ja, wie verankert man dann das Thema Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen? Du hast es eben angesprochen, dass das so ein bisschen der Schlüssel ist. Was habt ihr da für Ideen? Welche Ansätze habt ihr da?

Speaker0:[17:07] Wir sehen aktuell, der Startpunkt ist unterschiedlich, je nach Unternehmen. Die viele fangen, nehmen natürlich jetzt CSRD zum Anlass, um so eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse zum Beispiel durchzuführen, um zu identifizieren, wo sind denn die größten Handlungsfelder und dann zu überlegen, wie muss ich jetzt meine Strategie anpassen und welche Maßnahmen muss ich entwickeln. Manche Unternehmen haben schon eine Nachhaltigkeitsstrategie. Da ist eher das Ziel, Maßnahmen zu entwickeln, um auch die Ziele zu erreichen. Aber am Ende des Tages muss man die Strategie, die man hat, auch in Ziele formulieren und dann tatsächlich eigentlich klassisch, wie man das mit anderen Themen auch tut, das ist ja Nachhaltigkeit am Ende des Tages nicht anders, auch auf die Unternehmensbereiche herunterbrechen und auch die Nachhaltigkeitsziele herunterbrechen, auf die einzelnen Abteilungen und ins Performance-Management verankern.

Speaker0:[17:57] Also Ziele auf Gesamtunternehmensebene werden nicht zwingend erfüllt, wenn sie nicht heruntergebrochen werden. Das heißt, am Ende muss man sie genauso behandeln wie finanzielle Ziele. Es gibt auch heute schon die Personen im Unternehmen, die für Revenue, für Umsatz zuständig sind, für Churn, für APU und so weiter. Und wenn man die Nachhaltigkeitsziele genauso behandelt und Mitarbeiter und das Management daran auch misst und inzentiviert, dann wird das Teil des Performance-Managements und dann kriegt man natürlich auch einen anderen Hebel ins Unternehmen rein. Also wenn man auch eine gewisse Verantwortlichkeit hat. Also das ist sicherlich ein wesentlicher Teil der Verankerung und das andere ist das Thema Governance. Also Nachhaltigkeit muss in die Entscheidungsprozesse mit rein. Also damit es einfach nicht nur ein reines Lippenbekenntnis ist, sondern dass man sich auch, wenn man zum Beispiel Investitionsentscheidungen trifft, auch darüber Gedanken macht, welche Auswirkungen hat das auf die Nachhaltigkeit und das einfach Teil der Entscheidung ist. Uli, wir machen ja auch in der Vodafone Deutschland eine ganze Menge zum Thema Sustainability. Wir schauen uns das ja auch regelmäßig an.

Speaker0:[19:02] Ich denke, wir haben auch einen großen Schritt gemacht in den letzten Jahren von einem Thema, was so, ich sage mal, natürlich etwas war, was sich, ich sage mal, gehört hat, wo man natürlich gewusst hat, okay, das muss man machen, das wollen wir auch, wo man vielleicht hier und da nicht so richtig den Ansatz hatte oder wo man gedacht hat, natürlich im Alltag der wichtigen oder dieser hohen Dynamik von Pflichtdingen, wo das vielleicht dann hinten ran ein bisschen war. Was sind die Dinge, die die Voda von Deutschland macht? Worüber denkt ihr gerade in unserer Geschäftsführung nach?

Speaker2:[19:29] Also grundsätzlich, glaube ich, ist ja, wenn du über Nachhaltigkeit nachdenkst, die Beteiligung, wenn möglich, aller. Das heißt nicht nur der Geschäftsführung und eines ESG-Beauftragten oder Beauftragten, sondern wirklich aller. Also wie kann man das zusammen so ein bisschen als Sport entwickeln? Und so haben wir auch angefangen, also bewusst ein paar Hackathons zu machen, um zu sagen, wie können wir gewisse Dinge besser machen? Wie können wir aus verschiedenen Ideen, die aufgreifen, um damit logischerweise unser Klimaziel zu erreichen? Also gerade Neutralität, das ist natürlich ein wichtiges Ding für uns. Wir sind aufgrund der Netze ein relativ großer Energieverbraucher.

Speaker2:[20:09] Und was können wir alles tun, um da gewisse Dinge zu tun? Und ich meine, das Einfachste ist ja, und das hat sich jetzt auch mit der Modernisierung der Netzwerke auch so ein bisschen gezeigt, ist nachts, wenn kein Verkehr auf den Netzen ist, einfach die Leistung runterzufahren. Und das ist natürlich massiv, was du da einsparst. Oder halt auf den Antennenmast oben entweder Solarpanel draufzusetzen oder halt tatsächlich Windkrafträte, in Anführungszeichen, die halt Strom generieren. Also damit du halt quasi sehr nachhaltig den Energiebedarf deckst, den du eigentlich brauchst.

Speaker2:[20:42] Und das ist für mich nach wie vor der Anfang. Also dann guckst du irgendwann auf deine Lieferketten, das hat auch einen gewissen Anspruch. Aber ich finde, das vorzuleben und diese Beispiele zu zeigen und den Menschen daran teilhaben zu lassen, du kannst dich erinnern, wir haben dann eine Aktion mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fahren, wie können wir Plastik reduzieren, wiederverwertbare Becher nutzen. Ich meine, das sind alles so kleine Dinge. Aber diese kleinen Dinge machen den Unterschied. Dass du halt auch für dich das Gefühl bekommst, du kannst auch einen Beitrag dazu leisten. Und ich glaube, das ist halt genau der Impuls, den es braucht. Also zum einen braucht es den Ton der Geschäftsführung, die sagt, das ist uns wichtig und das leben wir halt auch vor. Und gleichzeitig gibt es natürlich ein paar Mechanismen, die eingeführt werden. Also guck dir zum Beispiel Projekte, die wir freigeben, wo wir Kapital für ausgeben. Die haben immer ein Nachhaltigkeitsbewertungscluster. Also hilft uns das wirklich in unseren Nachhaltigkeitszielen? Ja oder nein? Und wenn nein, hat es schon eine geringe Chance, im Prinzip durchzukommen. Das sind so kleine Dinge, die jedes Unternehmen machen kann. Die Reise hat gerade angefangen aus meiner Sicht, weil ich meine, wir reden auch sehr viel über moderne Technologien. Da schlägt auch mein Herz höher. Aber wenn wir über Blockchain oder Generative AI nachdenken, das braucht ganz schön viel Energie.

Speaker2:[22:01] Und da haben wir noch keine guten Antworten drauf. Also ich glaube, da gibt es schon noch ein paar Fragen, die nicht beantwortet sind. Und deswegen gilt es halt jetzt, all die Dinge zu machen, worauf wir schon Antworten haben. Aber gleichzeitig die Diversität im Unternehmen zu nutzen, nochmal auch Antworten zu finden, die wir noch nicht haben.

Speaker0:[22:18] Das können wir jetzt vielleicht einfach auch gerade mal genauso angehen. Jetzt haben wir hier quasi sozusagen einen sehr motivierten Kunden, der gerade dir mal erzählt hat, wir wollen ja eigentlich, wir machen ja schon ganz viel, wir haben ja viele kleine Sachen, aber wir haben das Gefühl, das reicht nicht. Und dann kommt dann Horvath rein. Wie läuft denn das dann so ab, wenn ihr dann in so große Konzerne kommt, die natürlich denken, ja, haben ja schon alles probiert und wissen ja auch nicht. Was macht ihr dann? Wie geht ihr dann vor? Wie helft ihr denen im Thema Nachhaltigkeit?

Speaker0:[22:42] Tatsächlich im ersten Schritt müssen wir so einen Überblick verschaffen. Das heißt, dann gibt es erstmal ein Assessment und dann schauen wir uns natürlich an. Also, wie sind eure Ziele? Welche Maßnahmen habt ihr da?

Speaker0:[22:54] Und dann gehen wir so ein Rad durch und sagen, okay, ist es schon im Performance Management verankert? Ist es in der Organisation verankert? Ist es in den Menschen verankert oder in der Mannschaft besser gesagt verankert, um alle Hebel, die da sind, auch bestmöglich zu nutzen und natürlich auch das Thema Digitalisierung. Also da hast du jetzt, Uli, auch gesagt, ja, kostet Energie, aber gleichzeitig haben wir hier auch Möglichkeiten, die sich positiv auswirken und all das sozusagen zu eruieren, um zu sehen, wo steht das Unternehmen. Und dann, wenn wir wissen, okay, wo ist sozusagen das Potenzial noch am größten, um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben, dann fokussieren wir uns darauf. Und das kann wirklich sehr unterschiedlich sein. Also es kann Unternehmen geben, die haben schon viele Maßnahmen, aber die Mannschaft macht noch nicht so wirklich mit. oder es gibt welche, die haben sich sehr hohe Ziele gesetzt. Wir werden klimaneutral bis 2035 und dann schaut man sich an, okay, mit den aktuellen Maßnahmen habt ihr vielleicht ein Drittel eurer Ziele, die ihr erreicht und dann geht es in die Maßnahmenentwicklung und da wird es dann häufig, so wie du, Uli, auch sagst, häufig auch recht technischer, weil man hängt auch immer stark vom Unternehmen ab, was die Ausgangslage ist.

Speaker0:[24:08] Und wenn wir zum Thema Daten in dem ganzen Kontext kommen, das hatten wir natürlich eben auch. Also ich kenne Stimmen, die heute schon über den Aufwand stöhnen, der mit der Bereitstellung von Nachhaltigkeitsdaten verbunden ist. Ich meine, das ist natürlich nur im Thema Nachhaltigkeit das Thema, auch in anderen Datenthemen. Aber da ist es sicherlich besonders interessant, wenn man da vielleicht auch historisch nicht so viele Dinge proaktiv gesammelt hat. Welche Entwicklungen siehst du hier auf die Verantwortlichen zukommen? Was kann man da vielleicht besonders tun?

Speaker0:[24:34] Das Stöhnen ist nicht ungerechtfertigt, weil der Aufwand ist tatsächlich recht groß, der da auf die Mitarbeiter zukommt oder beziehungsweise auf Teile in der Organisation im ersten Schritt, wenn wir uns nochmal die CSRD vor Augen führen, die wir zu Beginn genannt haben.

Speaker0:[24:53] Da werden über 1000 Datenpunkte abgefragt und das ist keine einmalige Sache. Also plötzlich muss man und Energieverbrauchsmix und Scope 1 bis 3 Emissionen und Wasserverbrauch und Abfälle und Diversityquoten und Korruptionsfälle und Kennzahlen über Kennzahlen und muss sehr viele Datenpunkte einfach abliefern und erfassen. Und die sind in den seltensten Fällen, beziehungsweise habe ich es eigentlich noch nie erlebt, dass die auf Knopfdruck irgendwo aus einer Quelle rauskommen. Das heißt, das ist schon sehr viel Aufwand und im ersten Schritt, wen trifft es? Es trifft die Nachhaltigkeitsabteilungen, wenn es diese gibt, aber auch natürlich die Finanz- und Controlling-Abteilungen, weil da natürlich auch die Daten ja auch zur Verfügung stehen, weil das Berichtswesen wird erweitert. Das heißt, das ist das, was auch auf die Mitarbeiter und auf die Abteilungen da hinzukommt. Plötzlich werden ja auch neue Kennzahlen, neue Metriken erfasst.

Speaker0:[25:48] Also CO2-Emissionen ist jetzt keine Umsatzzahl oder Diversity-Quoten oder auch andere soziale Auswirkungen. Das heißt, das Unternehmen muss mehr Daten erfassen, sie müssen mehr Messgrößen, neue Metrigen, sie müssen neue Kennzahlen definieren, sie müssen auch mit viel mehr Schnittstellen plötzlich interagieren. Also Uli hatte ja auch gesagt, das ist nicht das Thema einer Abteilung, sondern das ist wirklich das Thema Nachhaltigkeit betrifft, das gesamte Unternehmen und dementsprechend muss dann der oder diejenigen, die sich des Themas annehmen, auch mit den ganzen Schnittstellen gemeinsam an dem Thema arbeiten.

Speaker0:[26:28] Und was natürlich häufig der Fall ist, also vor allem, wenn man auch kleinere Unternehmen sich anschaut, nicht nur große Konzerne, dass das Know-how nicht da ist. Die Skills sind nicht da. Also wer hat ja eingangs gesagt, es gibt sehr viele regulatorische Anforderungen. Das muss man verstehen. Man muss ständig up to date sein, was sich da tut und was angefordert wird. Und das heißt, das muss man aufbauen. Und dementsprechend ist der Aufwand, der da auf die Beteiligten zukommt, schon ein.

Speaker0:[27:01] Gibt es da so eine Art erste Hilfe, wenn ihr auf Unternehmen zugeht und über das Thema Daten sprecht? Was sind so die ersten zwei, drei Sachen, wo ihr sagt, das solltet ihr jetzt auf jeden Fall mal machen, guckt euch das mal an, bevor ihr jetzt die großen Sachen vielleicht angeht? Wir fangen natürlich schon immer mit dem an, was muss man tun? Weil es gibt, also aufgrund dieser Regulatoren gibt es einfach Muss-Sachen und es gibt Kann-Sachen. Und das heißt, erst mal fokussieren, pragmatisch auch vorgehen, weil es wird die Daten einfach nicht per se geben. Das heißt, man muss am Anfang auch durchaus pragmatisch sein und die Daten, die da sind, einfach zusammentragen, erfassen, aber von Anfang an wirklich dokumentieren, was da ist und auch schon sich vor Augen führen, welche Automatisierungsmöglichkeiten es denn geben könnte, wenn es sie denn zu dem Zeitpunkt noch nicht gibt, weil das einfach ein jetzt regelmäßiger Prozess wird. Ein weiterer Punkt, den wir auch mitgeben, ist, nutzt doch die gleichen Kennzahlen, wenn wir zum Beispiel über Kennzahlen dann auch sprechen, die ihr nach außen reportet, auch für innen, für die interne Steuerung. Weil dann muss man nicht doppelt Kennzahlen entwickeln, sondern im besten Fall nutzt man die gleichen.

Speaker0:[28:08] CO2-Reduktion wurde vorhin als Beispiel genannt. Muss man nach außen reporten, gleich intern auch als Steuerungskennzahl einführen. dann hat man die gleiche Definition, die gleichen Metrik dahinter und muss das nicht doppelt machen. Lass uns zum Abschluss nochmal einen Blick in die Zukunft wagen, was das Thema angeht. Und da ist natürlich immer die goldene Frage, wie schätzt du die weitere Entwicklung ein, wenn es vor allem um die Steuerung von Unternehmen hin zu mehr Nachhaltigkeit geht? Was sind da so die Top-Themen, die uns erwarten in den nächsten fünf Jahren? Also wir sehen natürlich schon eine positive Entwicklung. Also wir führen auch regelmäßig Studien durch und man sieht schon, dass die Anzahl der Unternehmen, die Nachhaltigkeitsziele formulieren und auch das Thema in die Steuerung und in ihre Geschäftsmodelle mit aufnehmen, schon durchaus zunimmt. Aber das Thema wird sicherlich auch jetzt noch an Dynamik gewinnen, weil wir stehen schon noch relativ am Anfang, auch wenn schon einiges passiert ist.

Speaker0:[29:03] Und ich glaube, es ist wichtig, bei dem Thema zu verstehen, dass es sehr komplexe Herausforderungen gibt. Und nichtsdestotrotz, Gibt es schon positive Faktoren, die dazu beitragen werden, das Thema Nachhaltigkeit einfach noch stärker zu fördern? Wir haben über Regulatorik gesprochen, die regulatorischen Anforderungen steigen. Das heißt, es gibt mehr Muss-Themen. Das gesellschaftliche Bewusstsein steigt aber auch für das Thema. Also generell Bewusstsein für Umwelt, für Sozialthemen. Der Stakeholder-Druck steigt auch. Uli hat ja vorhin die Mitarbeiter genannt oder die neuen, die Mitarbeitenden, die sich für das Thema interessieren, aber auch Investoren, Lieferanten, all das sind Stakeholder, für die das Thema Nachhaltigkeit einfach an Bedeutung gewinnt. Und für Unternehmen auch das Thema Risikomanagement, das Verständnis, dass Umwelt und soziale Risiken sich also wirklich ernsthaft auswirken können, auch negativ auf das Unternehmen, das Bewusstsein dafür steigt. Das heißt, all diese Faktoren tragen natürlich positiv dazu bei, dass das Thema Nachhaltigkeit ernst genommen wird und dass es auch in Angriff genommen wird. Nichtsdestotrotz, es ist eine Reise. Es ist ein komplexes Thema. Es ist am Ende des Tages, ist das Thema Nachhaltigkeit eine Transformation der Unternehmen. Also es bedingt eine Transformation der Unternehmen. Uli, wie siehst du das? Was kommt aus deiner Sicht auf uns zu? Und was sind vielleicht auch die großen Nüsse, die die Telcos zu knacken haben in der Thematik?

Speaker2:[30:30] Ich meine, die Telcos haben ja alle ihre Klimaziele rausgegeben. Also ich sage mal, das eigene Unternehmen bis 2030 netto emissionsfrei zu haben und bis 2040 die gesamte Kette netto emissionsfrei zu haben, was ich glaube schon ein sehr ambitioniertes Ziel ist. Auf der anderen Seite sage ich aber, Natascha, du hast es eben gesagt, wenn wir im Mai eigentlich schon die Ressourcen für das ganze Jahr aufgebraucht haben, dann sollte das zum Nachdenken stimmen. Und ich meine, wir können nun nicht mehr wegleugnen, dass wir ein Problem haben. Natürlich kann man das irgendwie wegdenken oder sonst irgendwas, aber wir haben wirklich eine Verpflichtung, nicht nur als Unternehmen, sondern auch als Gesellschaft, das echt ernst zu nehmen und alles zu tun, was in unserer Macht steht, um dagegen zu drücken. Weil wenn wir jetzt nicht langsam anfangen, wirklich auch massiv zu handeln, dann gibt es irgendwann diesen Return-Punkt nicht mehr. Und das, glaube ich, jeder, der Kinder hat und jeder, der irgendwie sieht, in welchem Zusammenhang Kinder in 10, 20, 30, 40 Jahren aufwachsen, das können wir nicht mehr schönreden. Und daher finde ich, da gibt es kein Wenn und Aber. Da gibt es nur Commitment.

Speaker0:[31:45] Ich danke euch beiden. Das war ein sehr spannender Austausch zum Thema Nachhaltigkeit. Ja, wie immer an der Stelle möchte ich euch beiden die Frage stellen, was habt ihr mitgenommen aus dem Gespräch? Was ist euch jetzt besonders in Erinnerung geblieben? Und wir haben eine kleine Tradition, dass der Uli meistens anfängt.

Speaker2:[31:59] Natascha, erstmal vielen Dank für das gesamte Wissen, was du hier preisgegeben hast. Was hat mich nochmal so ein bisschen zum Nachdenken gebracht, ist halt, du sagst es vollkommen richtig, Daten ist eine Essenz und eine wichtige Grundlage für das Thema. Und ich glaube, die 80 Prozent sind besser als 50 Prozent und sind besser als 20 Prozent, aber nicht warten, bis die 100 Prozent da sind. Das ist ja so für die Ingenieure der Zuhörer unter uns, wissen, dass für uns immer nur das hundertprozentige gut ist. Aber gerade bei Daten und bei den Datenpunkten, die jetzt da sind, mit dem anfangen, was ich habe und dann lieber Zuwachs generieren, als zu warten, bis ich irgendwann mal fertig bin. Das wird eh schwierig werden. Also daher mit dem Satz starten. Das hast du nochmal sehr schön getriggert, Natascha. Also daher vielen Dank für das.

Speaker0:[32:48] Natascha, wie schaut es bei dir aus? Was nimmst du für dich mit? Also positiv nehme ich tatsächlich mit.

Speaker0:[32:53] Dass das gleiche Verständnis herrscht, dass Thema Nachhaltigkeit nicht ein Thema im Unternehmen ist, sondern wirklich das gesamte oder die gesamten Unternehmen betrifft.

Speaker0:[33:03] Dass Commitment einfach extrem wichtig ist und es am Ende des Tages aber auch um die vielen kleinen Dinge geht, die jeder einzelne Mitarbeitende auch dazu beitragen kann und das Bewusstsein dafür auch zu schaffen. Ich glaube, das ist was, was Unternehmen durchaus nach vorne stellen können, dass jeder einzelne Mitarbeiter oder jede einzelne Mitarbeiterin auch wirklich ihren Beitrag dazu leisten können. Zum Abschluss, Natascha, haben wir die kleine Tradition hier, dass wir unserem Gast noch eine Frage stellen, die sich nicht unbedingt auf das Thema bezieht, über das wir gesprochen haben, sondern vielleicht auch eher mit dir als Person verbunden ist oder mit deiner Laufbahn. So und wir stellen uns vor, vor deiner Universität Erlangen-Nürnberg darfst du dort, wo die Studenten am Haupteingang rein und raus gehen, eine Plakatwand für dich gestalten. Und da ist natürlich die schöne Frage, was würdest du den heutigen Studentinnen und Studenten durch den Weg geben wollen? Was würde da auf dieser Plakatwand stehen, was du freigestalten könntest? Dann würde ich jedem mitgeben wollen, möglichst viel zu sehen, zumindest zu Beginn der Karriere, sich auszuprobieren und in verschiedene Unternehmen reinzuschnuppern, in verschiedene Abteilungen reinzuschauen. Das wäre sicherlich etwas, was ich jedem Studenten ans Herz legen kann. Aber trotzdem würde ich das Thema Nachhaltigkeit auch jetzt mit der Erfahrung, die ich habe.

Speaker0:[34:24] Jedem Studierenden mitgeben, sich vor dem Hintergrund, egal ob jetzt der Fokus auf IT ist oder auf HR oder auf Marketing, immer im Hinterkopf zu haben, wie kann ich eigentlich das Thema Nachhaltigkeit da mit reinbringen, weil am Ende des Tages muss es überall mit rein. Uli, viel Sehen, weiß ich, hast du auch gemacht. Das hättest du wahrscheinlich genau dann so gemacht, oder?

Speaker2:[34:50] Definitiv. Natascha, Diversität im Denken, diese Perspektiven schaffen Diversität. Und damit geht es eigentlich los. Und je mehr ich divers denken kann, desto schneller kann ich auch auf neue Situationen reagieren. Und das ist ein unfassbares Geschenk, wenn ich in der Lage bin, nicht in Schockstarre zu verfallen, sondern aufgrund meiner verschiedenen Perspektive neue Lösungen und auch neue Wege zu finden. Also daher, das spricht mich total an.

Speaker0:[35:18] Vielen Dank, Natascha. Magst du unseren Zuhörerinnen und Zuhörern zum Schluss noch sagen, wo sie mehr über dich erfahren können oder wo sie auch vielleicht mit dir in Kontakt treten können, wenn sie mit dir zum Thema Nachhaltigkeit oder auch zu anderen Themen, denen du dich beschäftigst, sprechen können? Sehr gerne. Also der einfachste Weg ist sicherlich LinkedIn. Also da bin ich zu finden und das ist sicherlich der einfachste und schnellste Weg. Prima, Natascha. Wir danken dir sehr für die Zeit und auch für die Inspiration, die du heute zum Thema Nachhaltigkeit gegeben hast. Und ja, vielen Dank, dass du heute bei uns zu Gast warst. Herzlichen Dank auch von meiner Seite. Das war der Digital Pacemaker Podcast über die Frage, warum echte Nachhaltigkeit eine umfassende Transformation des Unternehmens erfordert. Zu Gast war Dr. Natascha Pavlovich Höck, Principal Director und Head of Telecommunications bei Horvath & Partner. Weitere Informationen zur Folge findet ihr wie immer in unseren Shownotes. Und wenn ihr mit uns über die Themen diskutieren wollt, dann kommentiert unsere LinkedIn-Posts oder schickt uns einfach eine Nachricht. Der Digital Pacemaker Podcast erscheint alle 14 Tage, dienstags auf Spotify, Apple und überall dort, wo es Podcasts gibt. Klicke jetzt auf Folgen oder Abonnieren, um keine Folge zu verpassen. Viel Spaß und bis bald, euer Uli und Markus.

Speaker2:[36:27] Rock’n’Roll!

Music:[36:27] Music