mit Ulrich Irnich & Markus Kuckertz

Shownotes

Folge #27 behandelt die Frage „Warum Web-Entwickler über den Tellerrand schauen sollten?“ Zu Gast ist dazu Marc Thiele – Initiator und Produzent der Veranstaltungsreihe beyond tellerrand

Marc ist Designer und bringt mit seiner Konferenz- wie Workshop-Reihe, Web-Entwickler mit Experten aus den Bereichen Kunst, Design, Typografie, Psychologie und weiteren angrenzenden Disziplinen zusammen. Alles, um den Horizont zu erweitern, Türen zu öffnen und Brücken zu bauen.

Uli, Markus und Marc diskutieren die Notwendigkeit eines breiten Verständnisses und der Toleranz zwischen Web-Entwicklern und Designern, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen. Dabei wirbt Marc für Offenheit und Austausch zwischen den Disziplinen – idealerweise bereits während Ausbildung und Studiums. Der Austausch zeigt dabei auch, wie wichtig es ist, sich bewusst auf unbekanntes Terrain zu wagen, um „stärker“ sprich erfolgreicher zu werden.

Wer sich weiter informieren möchte, wird hier fündig:

Euer Feedback zur Folge und Vorschläge für Themen und Gäst:innen sind sehr willkommen! Vernetzt euch und diskutiert mit:

Mitwirkende – Hosts: Ulrich Irnich & Markus Kuckertz // Produktion: Daniel Sprügel & Sören Wahlers, Maniac Studios (https://maniacstudios.com) // Redaktion: Marcus Pawlik // Kommunikation & Community: Anna-Lena Sodies // Team behind the team: Sonja Uller © Digital Pacemaker Podcast 2023

Zusammenfassung

In dieser Episode des Digital Pacemaker Podcasts erforschen wir die Notwendigkeit, über den eigenen technologischen Tellerrand zu blicken, um Innovation und Kreativität in der digitalen Welt zu fördern. Ich begrüße Marc Thiele, den Gründer und Produzenten der Veranstaltungsreihe Beyond Tellerrand, die darauf abzielt, Webentwickler mit Experten aus verschiedenen Disziplinen wie Kunst, Design, Typografie und Psychologie zu vereinen. Wir diskutieren die Vorteile eines interdisziplinären Austauschs und die Bedeutung von Verständnis und Toleranz zwischen Entwicklern und Designern.

Die Trennung von Design und Entwicklung ist weit verbreitet; oft arbeiten die Entwickler im “Dunkeln” und die Designer in ihren “Licht-Lofts”. Marc betont, dass es entscheidend ist, Teams in Unternehmen zusammenzubringen und zu mischen, um Kommunikationsbarrieren abzubauen und ein gemeinsames Verständnis zu fördern. Diese Idee wird durch Marc’s eigene Erfahrungen geprägt, als er bemerkte, dass unterschiedliche Perspektiven zu besseren Ergebnissen führen.

Wir vertiefen auch die Themen Offenheit zur Horizonterweiterung und die Notwendigkeit, unbekanntes Terrain zu betreten. Marc teilt persönliche Anekdoten und zeigt, wie der Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen bereits während der Ausbildung stattfinden sollte. Er schildert inspirierende Erlebnisse von früheren Veranstaltungen, bei denen Studierende und Fachleute durch gemeinsame Erlebnisse voneinander lernen konnten.

Ein zentraler Punkt unserer Diskussion ist, wie wichtig es ist, dass Webentwickler über grundlegende Designprinzipien Bescheid wissen und umgekehrt. Marc erläutert, dass es oft zu Missverständnissen kommt, weil Entwickler und Designer nicht ausreichend miteinander kommunizieren und die Potenziale ihrer Zusammenarbeit nicht ausschöpfen. Zudem reflektieren wir über die Rolle von Veranstaltungen wie Beyond Tellerrand, die als Plattform dienen, um diese Probleme anzugehen und gleichzeitig Space für kreatives Denken zu bieten.

Abschließend betrachten wir die Herausforderungen, vor denen Marc als Veranstalter steht, insbesondere in Zeiten der Pandemie, und wie er kontinuierlich innovative Ansätze sucht, um all diese Gemeinsamkeiten lebendig zu halten. So zeigt Marc, dass sein Engagement für Beyond Tellerrand aus der Leidenschaft resultiert, Gleichgesinnte zusammenzubringen und interdisziplinäre Dialoge zu fördern, die sowohl für die Teilnehmer als auch für die gesamte Branche von Vorteil sind.

Transkript

Speaker1:[0:00] Das Developer-Team sitzt im Keller, im Dunkeln, um Klischees bedienen zu wollen und die Designer haben halt ihr Glasloft oben und machen schöne Dinge. Also die haben schon eine räumliche Trennung einfach. Und man muss meines Erachtens die Teams in Unternehmen schon mischen und miteinander in Räumen zusammenbringen, sodass sie sich auch schon während der Arbeit unterhalten und verzahnen einfach.

Music:[0:17] Music

Speaker2:[0:31] Es ist wieder soweit. Herzlich willkommen zum Digital Pacemaker Podcast mit euren Gastgebern Willy Irnig und mit mir, Markus Kuckertz. Heute sprechen wir über Webentwickler und die Notwendigkeit, über den eigenen technologischen Tellerrand zu blicken. Zu Gast haben wir dazu Marc Thiele, Gründer und Producer der Veranstaltungsreihe Beyond Tellerrand. Ich freue mich, Marc, dass du heute unser Gast bist. Herzlich willkommen.

Speaker1:[0:54] Ja, hallo. Ich freue mich auch, dass ich da sein darf. Vielen Dank dafür.

Speaker2:[0:57] Marc ist Designer und Initiator einer Konferenz- sowie Workshop-Reihe, bei der er Web-Entwickler mit Experten aus den Bereichen Kunst, Design, Typografie, Psychologie und weiteren angrenzenden Disziplinen zusammenbringt. Das Ziel dieser Veranstaltung ist es, den Horizont zu erweitern, Türen zu öffnen und Brücken zwischen verschiedenen Disziplinen zu bauen, Uli. Und irgendwie erinnert mich das auch sehr stark an dich. Du hast ja nicht nur das Hashtag, weil machen krasser ist, Das Hashtag BeyondTellerant könnte ja für dich auch ziemlich gut passen. Dann war das letzte Mal, dass du für eine Lösung outside the box gedacht hast und dass du dieses Hashtag BeyondTellerant für dich anwenden konntest. Und was ist dabei rausgekommen?

Speaker0:[1:36] Danke, lieber Markus. Ja, ich freue mich auch heute auf die Serie. Björn Tellerrand ist in der Tat etwas, was mich sehr anspricht. Ich muss jetzt gar nicht so weit krabbeln, um zu überlegen, wo war denn das letzte Mal, wo sowas passiert ist? Ich mache das jeden Samstag mit meiner Nichte. Also Diana, wir machen dann halt, jeder gibt jedem drei Worte und wir bauen daraus sehr kreative Sätze, die aber wiederum einen Sinn ergeben. Und da kannst du natürlich ziemlich stark in Fantasien abdriften. Was ich halt essentiell bei solchen Sachen finde, ist halt, dass du durch das Spielen und durch das Kreative dich quasi so aus deiner Komfortzone rauspuschst und dann plötzlich ganz neue Perspektiven einnimmst. Und wer das mal so macht, erlebt dann plötzlich, wie neue Lösungen zustande kommen. Und ich habe ja in meinem beruflichen Leben ja schon viele verschiedene Disziplinen durchgeübt. Und jedes Mal, wenn du Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringst, kommt da immer eine tolle Lösung bei raus. Die ist immer n-fach größer und besser, als wenn zwei Leute nur über Themen nachdenken und die noch aus der gleichen Sicht rauskommen. Also vor allen Dingen, wenn du jetzt nochmal cross-funktional über andere Geschäftsbereiche guckst und bringst da mal Menschen zusammen, dann kommen echt tolle Lösungen raus. Also daher freue ich mich heute besonders, Marc, dass du da bist und ich drehe jetzt mal so den Scheinwerfer so ein bisschen auf dich.

Speaker0:[2:57] Marc Thiele ist heute bei uns. Herzlich willkommen, lieber Marc. Seit 2010 ist Marc Produzent, der von ihm ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe Beyond Tellerrand. Da kommen wir gleich nochmal im Detail drauf. Bis dahin war Marc unter anderem Evangelist für renommierte Technologieanbieter wie Adobe und Qualcomm. User Group Management, Organisator von Veranstaltungen, Autor. Da müssen wir gleich mal ein paar Buchtipps wahrscheinlich besprechen. Unter anderem für das Designmagazin Page. Und von zu Hause aus das Marktdesigner. Lieber Marc, bevor wir so ein bisschen auf deine Thesen eingehen und ins Detail gehen, teil da mal so ein bisschen dein Leben. Also was waren so die Stationen und wie bist du denn eigentlich auf so eine Veranstaltungsreihe Beyond Tellerrand gekommen?

Speaker1:[3:38] Ja, ich hoffe, ihr habt viel Zeit mitgebracht, wenn ich mein Leben teilen soll. Ich weiß, dass ich einmal, das müsste so Mitte der 90er Jahre gewesen sein, mit einem Nachbarn zusammengesessen habe, mit dem ich auch im Kindergarten war. Und der war damals auf dem C64 in einer Demogruppe unterwegs. Und der hat dort programmiert und war sogenannter Freaker. Da gab es so Rankings, das heißt also Ranglisten, wer als erstes ein Spiel geknackt hatte oder das Spiel für PAL und NTSC gleichermaßen eine Version nur geschaffen hat. Es gab verschiedene Versionen dafür. Und der René, mein Freund, der war halt jemand, der hat das gemacht. Der war Spezialist dafür, dass er gesagt hat, ich bin der Schnellste auf der Welt, der ein Spiel von PAL und NTSC so modifiziert, modifiziert, dass man das eine Spiel auf beiden Systemen spielen kann. Das fand ich halt immer todlangweilig. Ich habe mit meinem Bleistift auf Papier gemalt und solche Geschichten. Und er hat aber gewusst, dass ich halt relativ kreativ war und viel gemacht habe und hat immer gefragt, ob ich nicht mal Grafiken machen kann auf dem C64.

Speaker1:[4:34] Aber 16 Farben und Pixel, das war jetzt nicht so das, was ich mir vorstellte für kreative Grafiken. Dennoch hat er mich irgendwann mal überredet, mit dem einen oder anderen Bier auch, dort dann doch mal einzuschnuppern bei ihm. Und ich habe dann an dem Abend auch wirklich eine Grafik gemacht. Und zwar noch mehr als Pixlik. Und zwar hat er damals für sein Bulletin-Board, das war bevor dem Internet, gab es sogenannte Bulletin-Boards. Da hat man sich eingewählt per Telefon mit dem Computer. und bevor man dieses Board dann sehen konnte, gab es sogenannte Grafiken, so BBS-Grafiken. Die waren cursorgroß gemalt, mit cursorgroßen Pixeln und die scrollten so Reihe für Reihe dann über den Bildschirm. Und diese Grafiken habe ich dann anschließend gemacht. War dann in relativ kurzer Zeit einer der renommiertesten Grafiker in dem Bereich, sehr spartig. Und als Gruppe sind wir dann dort auch gerne auf solche sogenannten Demo-Partys gefahren, nach Dänemark, nach Holland und nach Walling-Bostel oder sowas, da gab es die halt auch. Was mir daran am meisten Spaß gemacht hat, war diese Verbindung. Man hatte alle, jeder kam aus unterschiedlichen Disziplinen,

Speaker1:[5:34] Aber man hatte alle so gemeinsam ein Ziel. Und das hat man dann über diese zwei, drei Tage irgendwie verfolgt. Irgendwann war es dann aber so, dass der ganze Hype um den C64 auch verglüht war. Es war so ein bisschen vorbei die Zeit. Es wurde immer schwieriger, auch da irgendwie gemeinsame Freunde zu finden, die da mitgemacht haben. Auch diese Demo-Partys wurden weniger. Und dann habe ich dann also irgendwie so das Interesse verloren und habe dann auch während der Schulzeit angefangen, Kinderlager zu betreuen und dann auch hinterher zu leiten. Man sieht jetzt schon den roten Faden so ein bisschen, was so diese Organisation dann angeht. Also auch in dieser Demogruppe habe ich dann sehr viel mit an Organisationen durchgeführt und habe mich dann auf meine Computerkenntnisse wieder besonnen und gedacht, bewerb dich doch nochmal. Dann habe ich eine Bewerbung gemacht. Ja, das hat dann ganz gut geklappt. Ich kürze mal kurz ab, habe dann eine Lehre gemacht bei einem Unternehmen, was mir Spaß gemacht hat. Aber irgendwie schnell festgestellt, dieses Angestelltsein, das war nichts für mich. Und dann 2000, glaube ich, war das, habe ich mich selbstständig gemacht und habe dann eben den Sascha Wolter kennengelernt. Mit dem habe ich dann eben zusammen auch das Flash Forum ins Leben gerufen bzw. Geleitet. Und über das Flash Forum haben wir dann die erste Veranstaltung zusammen gemacht, nachdem er mich als Vortragender als Plus Eins auf eine Veranstaltung in Amsterdam mitgenommen hat.

Speaker1:[6:45] Und zwar war das eine Flash-Veranstaltung. Auf dieser Flash-Veranstaltung habe ich jede Menge interessanter und unterschiedlicher Leute kennengelernt und dachte, Mensch, das fühlt sich an wie auf dieser Demo-Party, wo ich früher war. Und da war der Bogen gespannt und ich habe gesagt, sowas will ich auch machen. Und der Sascha und ich haben relativ zeitnah danach auch entschlossen, dass wir 2001 eben unsere erste Flash-Forum-Konferenz veranstalten und somit war dann diese Sache geboren. Das haben wir dann eine ganze Zeit lang gemacht. 2006 irgendwann herum hat Sascha so ein bisschen das Interesse verloren und das Ganze ging so mehr auf mich über. Und mit dem Untergang von Flash und so ein paar privaten Schicksalsschlägen, mein Bruder bekam damals Krebs und dann hatten wir sich damit auseinandergesetzt, was denn so wichtig im Leben ist. Und er sagte dann halt, ja, intensiver leben und zu gucken, was man denn macht, ob man das wirklich gerne macht. Und das habe ich getan und mal gefiltert, was ich gemacht habe, obwohl ich eigentlich glücklich war. Aber es kam halt sehr schnell dabei raus, für mich diese Veranstaltung, die ich einmal im Jahr mache mit dem Flashforum, das ist eigentlich was, was ich intensiver machen möchte. Und bin dann eben zu dieser Beyond-Tellerant 2010 gekommen und wollte mir dann drei Jahre Zeit geben, um zu sehen, funktioniert das für mich. Und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht, weil ich hatte auch eine Familie zu ernähren. Meine Frau hat das mitgetragen, meine Spinnerei, die ich da irgendwie im Kopf hatte. Sondern eben auch macht es Spaß tatsächlich, wenn du nur das machst und nicht eben als einen Teil von vielen. Und wie man heute sieht, selbst eine Pandemie hat es nicht geschafft, die Veranstaltung dahin zu rotten, die gibt es noch. Und mir macht es noch immer sehr viel Spaß, die Menschen zusammenzubringen auf solchen Veranstaltungen.

Speaker1:[8:12] Und das war jetzt ein schneller Ritt durch mein berufliches Leben.

Speaker0:[8:17] Vielen lieben Dank, lieber Marc. Da werden ein paar alte Erinnerungen wach. Also gerade C64 kann ich mich auch noch sehr gut daran erinnern. Aber ich war eher auf der Tuner-Seite. also Speed-DOS und so weiter, schnelles Laden und Co. Aber ich kann alles nachvollziehen, was du da erzählt hast. Also daher…

Speaker2:[8:32] Ja, C64, da war ich natürlich, das war mein Einstieg in die Computer-Welt. Das war kurz vorm 386er. Ja, aber Beyond Tolerant heißt die Veranstaltung. Dem liegen einige Dinge zugrunde, die wir mal versucht haben so zusammenzufassen. Einige Haltungen sicherlich auch. Und wir haben uns natürlich mit dir auch vorher ein bisschen beschäftigt und haben mal so in so drei Kategorien das gepackt, wie du auf die Dinge schaust. Du sagst zum einen, ein breites Verständnis und Toleranz zwischen Webentwicklern und Designern sind notwendig, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen. Dann setzt sich dafür ein, dass es mehr Offenheit zur Horizonterweiterung und Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen geben sollte. Idealerweise bereits während der Ausbildung und des Studiums. Und zu der Letzt plädierst du dafür, dass wir uns grundsätzlich mehr auf unbekanntes Terrain wagen sollten, um unsere Stärken weiterzuentwickeln. Das hatten wir gehört und da haben wir doch gedacht, Mensch, den Markt müssen wir mal zu uns einladen. Das passt, wie die Faust aufs Auge, auch zum Uli. Marc, vielleicht einmal, um zu dem ganzen Thema Verständnis und Toleranz direkt nachzukommen. Was war denn für dich der Auslöser, um diese Veranstaltungsreihe dann wirklich ins Leben zu rufen?

Speaker1:[9:36] Ja, also neben der privaten Komponente, die ich gerade nannte schon, also einfach das Interesse natürlich und eben der Fokus auf das, was mir wirklich sehr viel Spaß macht, eben Menschen zusammenzubringen, habe ich mir natürlich überlegt, und das war auch schon Teil des Zieles unserer Flashforum-Veranstaltung, keine Nischenkonferenz zu machen. Die haben sicherlich ihre Berechtigkeit, so eine PHP-Konferenz oder eine JavaScript-Konferenz. Die sind da, damit die Leute dort tatsächlich was lernen. So, jetzt ist es bei mir nicht so, da geht es jetzt nicht zwangsläufig nur um Praxiswissen, sondern mir war immer wichtig zu zeigen und zu schauen, hey, in eurem Beruf, den ihr da macht, gerade wenn es um das Internet geht und ums Web, das ja so unglaublich groß und vielschichtig ist, Da gibt es ganz viele Sachen, die euch interessieren könnten und vielleicht sogar ein Stück weit müssten und die euer Berufsfeld schneiden. Und selbst wenn man, sage ich mal, jetzt kein ausgesprochener Typograf werden muss oder kein Designer werden muss, wenn ich als Programmierer zumindest mitreden kann oder weiß, wovon mein Gegenüber spricht und es sind keine böhmischen Dörfer für mich, dann denke ich, kann das nur helfen. Es kann wirklich nur helfen im Team, im Ergebnis eben auch. So gehe ich an meine Veranstaltung an. Es ist halt ein Mix und auch mit der Gefahr hin oder auf die Gefahr hin, dass es natürlich schwerer zu verkaufen ist, in Anführungszeichen, als eine PHP oder eine JavaScript-Konferenz. Man kann sich vorstellen, geht man zu seinem Chef und sagt dem, ich möchte gerne auf einer JavaScript-Konferenz etwas lernen, dann ist da das Budget vielleicht gegeben. Aber wenn man jetzt sagt, ich gehe auf eine Veranstaltung, die heißt Björn Tellerrand und ich bin danach motivierter und habe einen breiteren Horizont. Wenn der Chef dann ja sagt, ist super, dann hat er ein gutes Verständnis für das, was wichtig ist.

Speaker1:[11:04] Aber wie gesagt, ich kann mir gut oft vorstellen, dass gesagt wird, geh doch lieber zu einer Fachkonferenz, wo du wirklich für uns dann relevantes Lernst.

Speaker2:[11:10] Wie müssen wir uns so eine Veranstaltung vorstellen vom Ablauf? Ist das tatsächlich eher eine Konferenz oder ist das eher ein Workshop-Stil? Was macht ihr da?

Speaker1:[11:18] Workshops gibt es auch und zwar gibt es natürlich unter den Leuten, die dann zu den eher technischen Themen kommen, auch welche, die gerne tiefer in diese Materie blicken möchten. So bieten wir zum Beispiel dann dieses Jahr auch von der Cassie Evans einen Workshop zur SVG Animation an. Und da kann man am ganzen Tag dann auch was lernen. Aber die eigentliche Kernveranstaltung besteht aus Vorträgen, frontal von der Bühne herunter, also keine Workshops. Wobei mir wichtig ist, dass diese in einer sehr entspannten und inspirierenden und lockeren Atmosphäre stattfinden. Das ist sowohl in Düsseldorf, im Kapitoltheater der Fall, wo eher so eine Kabarett-Theater-Atmosphäre herrscht und eben kein Konferenzzentrum mit Glas und Stahl und Neonlicht. Und mir sind die Pausen sehr wichtig. Zum einen aus einem sehr egoistischen Grund heraus, weil ich selber mich niemals auf zwei Vorträge nacheinander konzentrieren kann. Aber auch, weil ich denke, dass die Leute das Erlebte auf der Bühne erstmal verdauen müssen, mal noch einen Kaffee brauchen und vielleicht auch gerne nochmal mit irgendjemandem darüber quatschen möchten.

Speaker1:[12:12] Also gibt es immer zwischen jedem Vortrag eine lange Pause, sodass das Ganze eine sehr lockere und entspannte Atmosphäre hat. Und auch, dass sie, weil ich keine Q&A, also keine Frage und Antworten auf der Bühne mache, hinterher Zeit haben, mit den Vortragenden dann ins Gespräch zu kommen. Es gibt bei mir keine VIP-Area oder Backstage, wo die Leute dann sitzen und lecker Krabbencocktail essen und Champagner schlürfen, sondern die suchen sich ganz genau wie jeder andere im Theater einen Stuhl, können sich ein Getränk an der Bar vorne holen und mischen sich halt unters Volk, sage ich mal in Anführungszeichen. Das ist mir wichtig, weil ich möchte gerne da jeden, der da ist, auf eine Ebene bringen, um da eben auch schon die Hürde zu nehmen, dass die Leute denken, Mensch, jeder auf der Bühne, die wissen so viel, die kann ich einfach nicht ansprechen. Die sind also mit ihrem Wissen mir so weit voraus, weil das stimmt oftmals gar nicht. Also es ist tatsächlich so, dass oftmals viele der Zuschauenden deutlich mehr Wissen oder anderes Wissen haben, auf jeden Fall auch ein großes Wissen haben. Und diese Hürde will ich nehmen, wie gesagt, und so läuft das dann ab.

Speaker2:[13:11] Verständnis und Toleranz ist da das Stichwort. Absolut. Uli, jetzt hast du so ein bisschen was gehört, was der Marc Thiele da macht mit seinen Kollegen für Beyond Tolerance. Wenn du dir jetzt Zwei Sachen wünschen könntest, nämlich das eine, mal unter ITlern gesprochen, einen Vortrag, den du da gerne hören möchtest in dem ganzen Themenbereich. Was würdest du dir da wünschen? Vielleicht aber auch die zweite Frage, was könntest du dort einbringen? Nehmen wir mal an, du könntest die Gelegenheit haben, da was zu erzählen. Was würdest du Beyond Tellerrand da gerne erzählen?

Speaker0:[13:39] Ich wünsche dir was, das ist immer super. Fange ich mit dem erstmal an. Also was ich mir wünsche, ist natürlich in der Tat, ein großes Thema für uns alle ist ja, wie schaffen wir wirklich, ich sage mal eine gute Kundenerfahrung zu generieren in einer digitalen Reise. Ja, so und für mich ist immer so ein ganz spannendes Thema und das ist gerade, wenn ich in so Serviceanliegen mit Unternehmen unterwegs bin, wie schaffe ich es, mein Serviceanliegen ohne großen Aufwand zu adressieren und halt auch Hilfe zu bekommen. So, und das klingt ganz trivial, ne?

Speaker0:[14:13] Und wahrscheinlich sitzt der eine schon da und codet schon was, ja? Am Ende des Tages hat das aber auch sehr viel, und da gucke ich jetzt mal so ein bisschen zu dir rüber, Marc, sehr viel mit Design zu tun, ne? Weil ich glaube, wir erleben das ja gerade auch bei so Designprodukten, jetzt nehme ich mal die Firma aus Palo Alto, ne? Also irgendwo da im kalifornischen Bereich, ne? Die halt kein Birnensymbol hat, sondern ein anderes Symbol hat. Und die setzen ja sehr viel auf Ästhetik und auf Design, ne? Also da spielt Design eigentlich die Kernkomponente. Und für mich sind halt gerade digitale Abläufe, also Journeys, wie man es jetzt neu dort sagen, ist halt in erster Linie Design. Also sowohl das Erlebnis, was man da durchführt, aber auch so die Anmutung und die Haptik und was auch immer. Also das ist etwas, was ich mir in der Tat wünsche. Was ist so dieser Wow-Effekt, der zukünftig zu designen? Ich meine, die Gartner-Leute sagen, kümmere dich nicht um Developer, kümmere dich um Designer, Weil gerade die Designer bestimmen genau dieses Kundenerlebnis und das wäre so ein Thema, das würde mich natürlich auf so einer Konferenz brennend interessieren, um halt auch mal verschiedene Perspektiven zu bekommen.

Speaker0:[15:19] Was kann ich einbringen? Ich könnte jetzt ganz wilde Häkeltipps auf der Bühne weitergeben, aber das wäre ein bisschen zu weit gesprungen. Was ich so einbringen kann, ist halt all die Themen, die gerade so ein großes Unternehmen wie die Vodafone ist, uns gerade bewegen. Und wie wir solche Lösungen quasi und vor allen Dingen auch die Entwicklung in neue Fähren vorantreiben. Und für uns ist ja ein großes Thema ausschlaggebend zu sagen, Software eats the world, also wie schaffen wir die Kundenschnittstellen so zu besetzen, dass wir halt genau diesen Inhalt und halt auch die Interaktion gestalten und auf welcher Reise wir da unterwegs sind. Das ist etwas, was ich da anbieten kann.

Speaker2:[16:01] Marc, du kennst deine Kundschaft sehr gut. Ist der Uli mit dem Programm bei dir genau richtig? Oder wer trifft sich da? Trifft es das ungefähr? Ist der Uli da der passende Typ?

Speaker1:[16:10] Sag mal jetzt von der Kurzbeschreibung her, klingt es auf jeden Fall erstmal spannend, aber ich würde den Uli jetzt als nächstes dann einladen, mir dann einen kurzen Text darüber zu schreiben, damit ich mich damit auseinandersetzen kann. Und was mir immer wichtig ist, auch mal zu sehen, wie trägt der oder diejenige denn vor? Also gar nicht mal darum, um zu beurteilen, ist es gut oder schlecht, sondern tatsächlich um zu schauen, wie ist die Geschwindigkeit und die Vortragsweise. Um dann zu sehen, passt das noch in meine vielleicht freie Lücke, weil je nach Tageszeit suche ich immer dann Leute, die auch entsprechend vortragen. Wenn ich nach der Mittagspause noch was frei hätte für den Uli und der Uli aber eher ein emotional, leidenschaftlich langsamer Vortragender ist, der halt sehr viele Pausen macht und sehr entschleunigt ist, dann passt das nach der Mittagspause nicht wirklich, weil dann schlafen die Leute ein. Die haben gerade gegessen. Da brauchst du halt eher jemanden, der ein bisschen engagierter auf der Bühne herumhampelt und kaspert und ein bisschen energetischer ist. Von daher, diese Sachen, die danach beurteile ich erst immer. Also das würde mir jetzt in dem Fall noch fehlen. Aber so wie ich denn Uli jetzt hier zumindest in diesem Gespräch kennenlerne, würde ich sagen, er wäre vielleicht jemand, der auch nach der Mittagspause sprechen könnte.

Speaker0:[17:09] Definitiv, definitiv. Also wenn ich dir eins versprechen kann, ruhig stehen und langsam geht gar nicht.

Speaker1:[17:15] Okay.

Speaker2:[17:16] Das stimmt, das kann ich bestätigen. Wir machen das Ganze hier auch ab und zu mit Video und Uli kriegt ja auch in seinen Townhall-Talks mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen regelmäßig das Feedback, dass er sich zu viel bewegt, muss man auch mal sagen. Also würde sehr gut auch nach dem Mittagessen passen und vielleicht hat das dann da eben bei Björn Talleran eine gute Verwendung. Lass uns doch mal vielleicht ein bisschen nochmal auf die inhaltliche Seite eingehen. Wir haben eben davon gehört, Offenheitshorizont-Erweiterung, ja, dem Austausch der Disziplinen zwischen zum Beispiel Entwicklern und Designern. Wenn du jetzt die Leute da siehst, wie die zusammentreffen, die Entwickler, die Und die Designer, was beobachtest du da, wenn die aufeinander sind? Wo knirscht es denn vielleicht auch? Und was sind denn vielleicht die Probleme, wo das Verständnis noch nicht so da ist?

Speaker1:[17:57] Ich sage mal so, bei den Leuten, die dort hinkommen, die haben ja schon ein gewisses Verständnis, eine gewisse Offenheit dafür, sich eben anderen Themen auch zu öffnen. Sonst würden sie halt nicht auf so eine gemischte Tüte an Konferenz kommen. Aber generell würde ich sagen, das Knirschen ist halt das nicht miteinander sprechen, nicht miteinander kommunizieren. Das ist so der größte Sand im Getriebe, würde ich sagen. Der oftmals aber gar nicht von den beiden Gruppen oder Lagern ausgeht, sondern eben an der Struktur der Unternehmen liegt. Das Developer-Team sitzt im Keller, im Dunkeln, um halt Klischees bedienen zu wollen. Und die Designer haben halt ihr Glasloft oben und machen schöne Dinge. Also die haben schon eine räumliche Trennung einfach. Und man muss meines Erachtens die Teams in Unternehmen schon mischen und miteinander in Räumen zusammenbringen, sodass sie sich auch schon während der Arbeit unterhalten und verzahnen einfach. Und ich glaube, viele moderne Unternehmen schaffen das auch inzwischen. Aber es gibt tatsächlich erschreckend viele große alteingesessene, sage ich mal, ich sage gar nicht altmodische, sondern wirklich einfach von den Strukturen her, wo sich das so verfestigt hat, wo es schwierig ist, das zu schaffen. Und vielleicht war da, ich weiß es nicht ganz genau, die Pandemie hilfreich, dadurch, dass so viele zu Hause gearbeitet haben, dass diese Strukturen jetzt vielleicht aufgebrochen werden können. Vielleicht hat das einen positiven Aspekt der ganzen Geschichte.

Speaker2:[19:06] Du setzt dich ja auch dafür ein, dass der Austausch zwischen den Disziplinen bereits während der Ausbildung und des Studiums stattfinden sollte. Hast du dafür gute Beispiele, wo das schon gut funktioniert?

Speaker1:[19:16] Ja, mehrere eigentlich. Also ich bin immer so ein bisschen traurig, dass von den Düsseldorfer Hochschulen, da war ich ganz am Anfang der Veranstaltung 2010, 2011, war ich mal in der Uni, habe dort Angebot nehmen, dass die Leute als Volontiers kostenfrei mitmachen können. Einfach ein bisschen dort mit beim Einlass helfen und solche Geschichten. Und vor Ort war da Begeisterung für da. Nur es hat sich da nie jemand gemeldet. Da weiß ich nicht, wem ich das jetzt zulasten will, Ob das die Dozenten waren oder eher die Studierenden. Das weiß ich nicht genau, aber es war halt sehr wenig Zuspruch da, muss ich sagen. Und ausländische Universitäten, interessanterweise, senden tatsächlich jedes Jahr Leute. Also es gibt eine Uni aus Belgien, Namur, die senden zwischen 25 und 40 Leute immer. Also die organisieren da wirklich einen richtigen Trip dahin, ein ganz gemeinschaftliches Ding. Und interessanterweise, kurz bevor wir hier dieses Gespräch hatten, hat mir der ehemalige Professor von denen geschrieben, weil er jetzt dort nicht mehr ist, aber die kommen immer noch.

Speaker1:[20:09] Und ihm habe ich dann nochmal gesagt, ich fand es immer schön, dass er die Leute so mitgebracht hat. Und er schrieb mir dann zurück, wenn ich das mal kurz zitieren darf,

Speaker1:[20:14] Weißt du, alle meine Studenten, die zu Björn Tellerrand kamen, erwiesen sich als Leute mit besserer Praxis im späteren Leben, beziehungsweise besseren Jobs und interessanteren Karrieren als diejenigen, die nicht mitgekommen sind. Und meiner Meinung nach ist das die Wirkung einer solchen Erfahrung, die sie bei dir machen. Sie hatten eigene Meinungen, sie waren leidenschaftlicher, anspruchsvoller an sich selbst und auch international offener. Und diese Art von Reise gibt ihnen eine lebenslange Erinnerung und lebenslange Erfahrungen. Und ich meine, größeres Lob kann man für so eine Veranstaltung nicht bekommen, wenn einem so jemand was sagt. Und das ist für mich das Beispiel, wenn die Lehrenden so mitdenken und das den Leuten mit auf die Reise geben, sage ich einmal. Ich glaube, da kann nur aber Gutes bei rumkommen. Also was soll da Schlechteres dann danach passieren? Und ich glaube, wenn man in den Ausbildungen oder in den Lehren beziehungsweise in den Studienzeiten hilft, eben den Schubs dahin zu geben. Und mit solchen Veranstaltungen, das muss ja gar nicht unbedingt meine sein. Es gibt ja auch noch ganz viele andere Veranstaltungen, wo das so passiert. Aber eben zu zeigen, pass auf, da gibt es halt Leute, die sind sehr kreativ in dem, was sie machen, mit denselben Werkzeugen, die du besitzt. Schau dir mal an, was die machen. Und selbst wenn man vielleicht trotzdem, in Anführungszeichen, nur ein Werkendentwickler hinterher wird oder nur ein Frontendentwickler und dann doch letzten Endes vielleicht nur eine kleine Auswahl von dem macht, was man auf so einer Veranstaltung sieht, glaube ich, dass es doch weiterhilft im Gesamten halt einfach. Das gehört ein Stück weit vielleicht zu dem Begriff Bildung für mich dazu. Also die muss ja nicht immer nur Spartik sein oder Nischig. Dieses Zitat ist eigentlich so das, womit ich das am besten beantworten kann.

Speaker2:[21:42] Uli, ich möchte nochmal auf deinen Vortragswunsch zurückkommen. Ich nenne den Vortrag, den du dir gewünscht hast, jetzt einfach mal Function Follows Design for Telecommunication Providers. Du hast ja auch Erfahrungen damit gemacht, wie es ist, wenn vielleicht es zwischen Entwicklern und Designern, das durchaus zwei verschiedene Welten sein können, nicht so gut funktioniert. Was beobachtest du da im Konzernalltag mit ja auch schon fertig ausgebildeten Leuten? Und was sind denn da Ansätze, wie man dieses Function-Follows-Design, wie Apple das ja gut hinkriegt, auch vielleicht in so einer Konzernwelt gut hinbekommen kann?

Speaker0:[22:13] Marc hat es ja schon ein Stück weit auf den Punkt gebracht, Menschen zusammenbringen. Und zwar idealerweise nicht die, die schon immer zusammen sind, sondern halt bewusst halt auch durchmischen. Weil dadurch reizen sich neue Perspektiven an. Und das ist immer ein Gewinn. Ein bisschen, wenn du tatsächlich Design als obertes Kriterium setzt, brauchst du halt auch Menschen, die so ein Stück weit vordenken und sagen, guck mal, das ist eigentlich das, was wir erreichen wollen und halt auch eine gewisse Inspiration auszulösen. Und wo sich halt dann Teams halt auch ein Stück weit dran reiben, um halt so, ich sag mal, neue Impulse daran zu setzen. Ich glaube, jeder tut gut daran, ein Stück weit aus der eigenen Blase rauszugehen und sich bewusst immer wieder aus der, ich sag mal, Routine rauszuschubsen. Weil all diese Prozesse, die uns aus der Routine rausschubsen, bedeuten Lernerfahrung, gute, schlechte. Das ist aber egal. Es schafft aber Erfahrung. Ich glaube, in der Welt, in der wir uns bewegen, die halt auch so sehr schnell getaktet ist und wo halt so viele Themen aufeinander kommen oder zusammenkommen, ist es halt wichtig, halt immer ein Netzwerk zu pflegen und halt auch bewusst unterschiedliche Kombinationen immer wieder zuzulassen. Weil das macht uns halt auch etwas resilienter gegen halt diese schnellen Impulse von außen und gleichzeitig schafft das Innovationskraft. Und ich glaube, die wesentliche Antwort bei dem Takt, in dem wir uns gerade befinden, ist halt Bewusstheit nicht linear einfach weiterzudenken.

Speaker0:[23:39] Sondern durch Innovation halt auch Änderungen herbeizuführen, die sowohl für unsere Kunden, aber auch für das Unternehmen, aber auch für mich selber relevant sind.

Speaker2:[23:47] Kommen wir also eigentlich auf diesen Punkt, unbekanntes Terrainwagen, um sich zu stärken, Marc, du sagst ja in deiner These auch, dass es wichtig ist, bewusst ins Unbekannte zu gehen, um stärker zu werden. Wo hast du hier in deiner Laufbahn, du hast es eben erzählt, da sind ja ganz viele Erfahrungen drin, wo hast du da Erfahrungen gemacht, wo das vielleicht am Anfang gar nicht so wirkte, dass das gut ist, aber wo du da eigentlich dran wachsen konntest, genau an diesem Punkt?

Speaker1:[24:11] Also bei mir selbst natürlich bei allem, was mir so täglich passiert. Also ich habe nie gelernt, irgendwie Veranstaltungstechniker zu sein oder Organisator. Also was gehört alles dazu? Ich bin da rangegangen, als ich angefangen habe mit dem ganzen Kram und habe mir gedacht, ich mache das einfach wie bei meiner Geburtstagsparty. Ich lade nett die Leute ein, fülle den Abend mit interessanten Gesprächen und bin halt der Gastgeber. Und das war so die erste Intention. Dann gab es jede Menge Hürden. Jede Menge Hürden. Das fängt an, wenn du dann die Preise von so einem Theater, die das am Tag kostet, siehst, dass du denkst, oh, jetzt habe ich die Hose voll. Ja, weil du weißt ja nicht, kommen die Leute überhaupt bei der ersten Veranstaltung, die du so machst, unter dem Namen Beyond Tellerrand? Funktioniert es, was du in deinem Kopf für dich so ausmalst? Und von daher passiert mir das wirklich tagtäglich bei den Leuten, die du ansprichst. Du schreibst dann jemanden an, in meinem Fall die Paula Scher, erste weibliche Teilhaberin bei Pentagram, die irgendwie mit ihren damals 70 Jahren ja auch schon sehr erfahren war, ja, in dem, was sie dort tut. Und ich frage einfach ganz blauäugig, hast du Lust, bei mir zu sprechen? Und wenn man dann so ein Ja bekommt davon, weil man dann irgendwie Weiterempfehlungen von anderen großen Designern aus der New Yorker Szene bekommen hat, die schon bei einem gesprochen haben, dann ist das für mich ein Sechser im Lotto, sage ich mal. Weil das sind die Leute, die ich von meiner Ausbildung her kenne, zu denen ich aufgeschaut habe immer.

Speaker1:[25:27] Und dann ist natürlich für mich die Herausforderung, so wie gehst du jetzt mit denen um? Ja, also behandelst du die jetzt anders? Denken die vielleicht, die werden anders behandelt von dir, irgendwie hotelmäßig oder sowas? Meine Idee war es eigentlich, nö, das sind alles auch nur Menschen. Das sind keine Rockstars.

Speaker1:[25:41] Also selbst wenn sie Rockstars in dem sind, was sie machen, und bekannt dafür sind, was sie machen. Aber ich denke, da das meine kleine Veranstaltung ist, es kommen ja immerhin nur 500 Leute dorthin, ich habe es nie größer werden lassen, ist es halt so, dass ich da eine gewisse Verantwortung habe, da auch irgendwie tatsächlich alle auf eine Ebene zu bringen und zu sagen, guck mal. Und das ist so ein bisschen die Herausforderung, die stetige Herausforderung, das auch nicht anders werden zu lassen. Denn wenn man das jetzt wie ich 13 Jahre mit der Pandemieunterbrechung dann 11 Jahre macht, Es ist ja so, du musst ja immer wieder neue Leute finden. Neue Leute, die dann sprechen, die du vielleicht dann eben auch selber nicht kennst. Du machst Recherche und musst dann schauen, okay, in einem ersten Gespräch online, in einem Video, sind die Leute denn was für Beyond Tellerrand, für die Idee, die ich habe? Weil du willst natürlich dort keinen, ich will das Wort jetzt nicht sagen, keinen Idioten auf der Bühne haben. Der halt dann irgendwie, und das weißt du ja nicht, wenn du die Leute nicht kennst. Also es gibt so viele Herausforderungen, die tagtäglich tatsächlich so facettenreich sind. Da lerne ich jeden Tag was Neues dazu. Und nicht nur ich. Ich habe einen guter Freund von mir, der auch schon öfter mal gesprochen hat. Brandon Dawes heißt der. Da erinnere ich mich an einem Vortrag von ihm. Der hat mal gesagt, er macht so generative Kunst. Er ist gerade ganz groß in dem NFT-Kunstsektor unterwegs. Und der sagte einmal, dass er ganz oft damals, als er noch Kundenprojekte gemacht hat, in so einem Vorgespräch saß. Und dann haben die gesagt, ja, wir stellen uns das so und so vor. Kannst du das denn? Und da hat er immer gesagt, klar. Und ist dann rausgegangen und dachte, oh Mist, ich habe das noch nie gemacht. Jetzt muss ich mich mal hinsetzen und guck, wie das funktioniert.

Speaker1:[27:06] Also manche Leute, die spielen bewusst damit, mit dem, was der Uli eben gesagt hat, sich auf unbekanntes Terrain zu bewegen. Zum einen, um der tristen Langeweile zu entgehen. Du hast ja keine Herausforderungen mehr, wenn du ständig dasselbe machst irgendwie. Also wie schaffst du es dann? Wie holst du dir selbst neue Herausforderungen? Also das ist natürlich bewusst, dass viele das auch auf diesen Weg machen. Also ruhig mal Dinge anzunehmen, wo man jetzt nicht irgendwie belesen oder belehrt drin ist.

Speaker2:[27:27] Du hast gerade von den vergangenen Veranstaltungen gesprochen und von Vorträgen, Diskussionen und Themen. Wenn du für dich nochmal so zurückblickst und eine Top 3 aufstellen müsstest, was wären denn die drei Top-Momente, Vorträge, auch Inhalte, wo du sagst, Mensch, dafür mache ich das. Das hat wirklich gut gepasst.

Speaker1:[27:46] Das ist sehr schwer. Nicht nur, weil es inhaltlich natürlich unglaublich viele unterschiedliche Dinge gibt, sondern auch viele Kategorien, in die ich das eine teilen würde. Das ist zum einen natürlich das Inhaltliche, zum anderen aber auch die Art und Weise des Vortrags. Also wie jemand vorträgt. Das kann ja auch unglaublich spannend und interessant sein. Da erinnere ich mich zum Beispiel an eine Person, Chip Kit aus New York. Ein Designer, der macht für das Penguin House Buchcover sehr viel. Batman-Sachen früher auch gemacht und so. Und der war der Abendvortrag. Der Abendvortrag ist immer so ein bisschen exotischer, also noch ein bisschen weiter weg von den technischen oder designorientierten Themen. Also das ist immer irgendwie was, was so ein bisschen dieses Jahr zum Beispiel jemand, der als Ziege gelebt hat für eine Zeit lang, weil er meine Pause vom Menschsein brauchte. Also sehr, sehr spannend. Der Chip hat auf jeden Fall damals mich gebeten, kannst du mir ein Glas Wein bringen? Und er gab mir dann ein Weinglas und ich füllte das so ihm und er sagte, ich sag Stopp. Und dann wartete ich, irgendwann sagten er jetzt endlich Stopp dann. Und dann hat er sich wirklich bis zum Rand, also es ist kurz vor dem Überschwappen gewesen, Dann ist er auf die Bühne gegangen und hat dieses Glas in die Hand genommen und hat angefangen zu sprechen. Und du merkst, wie die Leute alle gesehen haben, verdammt, dieses Glas, das schwappt gleich über. Und die waren so konzentriert auf sein Glas, auf dieses Ding und dann hat er so zwei, drei Minuten geredet und dann machte er so eine Pause.

Speaker1:[29:01] Führte das Glas zum Mund und nahm einen Schluck und du merkst es, wie das ganze Publikum so erleichtert waren. Also der hatte die komplett gefangen damit, also ziemlich geil.

Speaker1:[29:10] Also sowas bleibt natürlich in Erinnerung. Also das fand ich schon sehr großartig, so diese kleinen Momente. Dann jemand, die in München bei mir war, die kommt auch übrigens nach Düsseldorf dieses Jahr, Aoi Yamaguchi heißt sie. Das ist eine Japanerin, die in den Staaten lebt und die ist Kaligrafie, japanische Kaligrafiemeisterin. Und bei ihrer Geschichte hat mich fasziniert, wir denken ja in unserem westlichen Dasein sehr immer an Schule, Ausbildung oder Uni, Studium und Beruf, so diese Etappen. Sie hat aber mit sechs Jahren schon angefangen, japanische Kalligrafie zu studieren oder zu lernen. Und wenn man sich das mal vorstellt, was das bedeutet, sie arbeitet jetzt darin in ihrem Beruf, ist da bekannt für und entwickelt sich immer weiter, studiert halt immer noch, ja. Aber hat mit sechs eben angefangen. Und wenn man sich mal vorstellt, dass unsere Kinder sowas eben auch, das kennt man eigentlich nur aus dem Leistungssport, also bei uns in den Bereichen irgendwie als Leichtathlete oder Tennisspielerinnen oder was weiß ich, die sowas machen. Aber so im normalen, Anführungszeichen, Berufsleben würde mir da jetzt eigentlich nicht groß was einfallen. Früher vielleicht mal, wenn der Vater Bäcker war und man dann als Sohn dann in diese Fußstapfen rein musste, aber ansonsten eigentlich nicht. Also das blieb mir in dieser Hinsicht in Erinnerung. Eine Sache, mit der ich gerne eben auch spiele, ist, Leute einzuladen, wo mir bewusst ist, dass die Leute, die arbeiten, vielleicht kennen, aber den Namen eben noch nicht so gehört haben. Da gibt es ein Beispiel,

Speaker1:[30:31] Dass ich mal in einer bierlaunigen Nacht in Berlin einen Freund von einem ehemaligen Sprecher kennengelernt habe und sich herausstellte, Jonathan Barmbrook ist sein Name. Und ich sagte, Moment, der hat Jonathan Barmbrook? Dann sagte er, ja, ich glaube schon, weil ich bis zum Ende unseres Gesprächs dieser langen Nacht nicht wusste, wie er damit zweiten mit Nachnamen heißt. Ich stellte sich heraus, das war derjenige, der für David Bowie alle Plattencover designt hat. Den habe ich dann natürlich eingeladen und war mir sicher, die Leute kennen den nicht mit seinem Namen halt. Er war halt Schriftenhersteller, Designer aus London. Und das war halt dann so eine echt schöne Überraschung, die Leute zu sehen, wie der Groschen so bei den Leuten fiel im Publikum, als er dann darüber sprach, wie es war, mit David Bowie zu arbeiten und so weiter. Auch immer wieder schön, solche Geschichten halt damit zu spielen eben auch.

Speaker2:[31:13] Ich danke euch beiden. Das war ein sehr spannender Aufspaus. Wir kommen schon zum Ende. Und wie immer an dieser Stelle die Frage, Uli, was haben wir aus dem Gespräch mitgenommen? Was findest du besonders spannend?

Speaker0:[31:23] Also erstmal finde ich sehr interessant, lieber Marc, mit welcher Leidenschaft du für dieses Thema brennst. Das kommt sehr, sehr deutlich rüber. Und auch wie du darüber erzählst, es eröffnet für mich nochmal eine neue Perspektive auf Design. Also gerade das, was du so ein bisschen geschildert hast, das nehme ich daraus mit. Und es bestätigt mich in dem Urglauben, dass Situations, nicht nur Komik, sondern auf Dinge einzugehen und sich da frei zu machen, in Schockstarre zu fallen, sondern genau mit der Situation umzugehen, das wird genau bei dir so ein bisschen, ja ich würde mal sagen, kultiviert. Also, dass Menschen wirklich lernen, nicht in Schockstarre zu verfallen, sondern halt genau mit der neuen Situation umzugehen. Und das ist genau das, wo ich sage, das ist super.

Speaker1:[32:14] Ja, schön. Also das ist auch tatsächlich so. Ich erinnere mich da auch an eine Situation mit dem Tobi, eben dem DJ, der die Musik macht. Der samplert die Vorträge und macht dann in den Pausen immer Musik aus den Vorträgen, quasi aus der Essenz. So ein bisschen wie Sketchnotes, die man es auf Papier kennt, nur in Musik. Bei ihm war das dann einmal so, da war ich in der Situation, da sagt er, sag mal, warum dass du nicht ausrastest, wenn hier so Sachen schief gehen. Dann habe ich gesagt, Tobi, was nutzt mir das jetzt? Wir haben da 500 Leute im Publikum sitzen. Wenn ich jetzt hier durchdrehe und schlechte Laune bekomme, dann hilft denen das garantiert nicht. Das kann ich immer hinterher noch machen. Also da hast du recht. Man muss reagieren, man muss da entspannt bleiben. Ich mache das für die Leute, die da draußen sitzen und nicht, weil ich mich dann darüber aufregen muss. Das ist absolut richtig.

Speaker2:[32:51] Marc, wir haben an der Stelle in unserer Folge immer eine kleine Tradition. Und zwar stellen wir unserem Gast eine ganz besondere Frage, die nicht unmittelbar etwas mit dem Thema zu tun haben muss. Bei dir ist es dennoch der Fall, weil du natürlich sehr für dein Projekt Beyond Teller ranbrennst. Und die Frage lautet, wofür stehst du morgens auf?

Speaker1:[33:10] Um meine kleine Tochter in die Schule zu bringen. Das ist der Hauptgrund. Sonst würde ich lange schlafen. Ich bin eher ein Nachtmensch. Sehr schön.

Speaker2:[33:16] Das bedient direkt beide Ebenen. Was uns natürlich noch interessieren würde, ich habe gehört, dein Event steht jetzt wieder an. Wann findet das Ganze statt dieses Jahr, im Jahr 2023? Und wenn die Leute dorthin kommen möchten, wo können sie ein Flyhorn-Ticket erwerben? Und wo können sie den Flyhorn mit dir in Kontakt treten?

Speaker1:[33:33] Ja, also im Prinzip alle Kontaktmöglichkeiten auf der Webseite führen zu mir, weil es gibt kein Team. Das bin ich. Also da gibt es niemanden, der sonst die Webadressen, die dort genannt werden, beantwortet. Also Kontakt gerne über die Webseite. Die Adresse ist dort einsehbar. Einsehbar oder eben soziale Medien. Mark Thiele eigentlich überall, wo es soziale Medien gibt, damit registriert. Ansonsten findet die Veranstaltung am 17. und 18. April im Kapitoltheater in Düsseldorf statt. Es gibt noch Karten und Informationen gibt es auf der Webseite am besten. Www.biondtellerand mit doppel L und doppel R Punkt com. Weil viele schreiben das nur mit einem R. Aber auch die Domain hätte ich gesichert. Also auch das geht.

Speaker2:[34:12] Lieber Mark, lieber Uli, ich bedanke mich für den Austausch.

Speaker1:[34:16] Sehr gerne, hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank dafür.

Speaker0:[34:18] Sehr kurzweilig. Danke.

Speaker2:[34:19] Das war der Digital Pacemaker Podcast über die Wendigkeit, über den eigenen technologischen Tellerrand zu blicken. Unser Gast dazu war Marc Thiele, Gründer und Producer der Veranstaltungsreihe Beyond Tellerrand. Wenn ihr weitere Informationen zur Folge haben möchtet, schaut bitte in die Shownotes. Dort findet ihr auch die weiterführenden Links und natürlich auch zur Beyond Tellerrand Webseite, um an eure Tickets zu kommen. Wenn ihr Fragen habt oder mit uns diskutieren möchtet, nutzt die Posts und Kommentarfunktionen auf LinkedIn. Wir freuen uns auf euer Feedback. Der Digital Pacemaker Podcast erscheint alle 14 Tage am Dienstag bei Spotify, Apple und überall, wo du deine Podcasts bekommst. Klicke jetzt auf den Follow- oder Abonnieren-Button, wenn du keine Folge verpassen möchtest. Euch eine gute Zeit und auf bald, euer Uli und Markus.

Speaker0:[35:02] Rock’n’Roll!

Music:[35:03] Music